„In den Bergen“ der unübersetzte große russische Roman.

Nachdem ich vor einigen Jahren in zwei Texten Pawel Iwanowitsch Melnikows Wolga-Wälzer „In den Wäldern“ besprochen habe, bin ich noch eher nicht davon ausgegangen, dass ich mir irgendwann auch noch den lose daran anschließenden zweiten Teil „In den Bergen“ vornehmen werde, der im Gegensatz zum zumindest teilweise übersetzten Vorgänger ausschließlich auf Russisch vorliegt. Aber eigentlich will ich ja doch im Monat wenigstens immer ein paar Seiten Russisch lesen, und warum dann nicht einen Roman, bei dem es tatsächlich nötig ist.

Erster Eindruck: Dieser Text ist schwerer als der Vorgänger. Vielleicht liegt das daran, dass ich seit damals schon wieder ein paar mehr Vokabeln vergessen habe. Vielleicht musste ich auch erst einmal reinkommen. Der Anfang ist kompliziert, viele schwer zu durchdringende Beschreibungen zu Land und Leuten, Handlungen verschiedener Personen, die relativ rasch durchgearbeitet werden, bis sich dann nach 30 bis 40 Seiten endlich die Haupthandlung herauskristallisiert hat.

Die Protagonisten sind Marko Danilytsch und seine Tochter Dunja. Wir haben zuvor erfahren, wie Marko Danilytsch seinen Bruder im Eis verloren hat, wie er überraschend und nicht immer auf sauberen Wegen reich wurde, wie er seine Ehefrau und das zweite Kind jung verloren hat und dass jene Ehefrau ihrer Freundin Darja Sergejewna auf dem Sterbebild das Versprechen abgenommen hat, sich um das Kind Dunja zu kümmern. So leben Marko und Darja zusammen, ohne verheiratet oder auch nur ein Paar zu sein, und die Stadt zerreißt sich darüber das Maul.

Der Roman folgt zuerst dieser Beziehung und den Vorkehrungen, die getroffen werden, um Dunja in einem Kloster zu erziehen. Nach einem großen Zeitsprung ist Dunja dann fast erwachsen, und vor allem zwei Dinge stehen im Mittelpunkt: eine Handelsfahrt des Vaters, auf die er die Tochter mitnimmt, um sie in die Gesellschaft einzuführen, und dabei vor allem ein kompliziertes Geschäft rund um Robbenöl, dessen Preis zur Zeit im Keller ist. Aber Marko Danilytsch hat Hinweise bekommen, dass es bald unglaublich teuer werden würde, weshalb er versucht aufzukaufen, statt abzustoßen. Ebenso versucht er, einen Ehemann für Dunja zu finden, die sich in Pjotr Stepanowitsch verliebt hat, einen Bekannten des Vaters.

Rundherum passiert aber noch viel mehr: Wir sind unterwegs mit Geschäftspartnern von Marko Danilytsch, erleben mit, wie sich Arbeiter spontan zum Streik zusammenschließen, als ein Untergebener von Marko Danilytsch sich weigert, Wartezeiten zu bezahlen. Eine Gruppe altgläubiger Nonnen unter Führung von Mutter Manefa, die wir glaube ich auch schon aus dem ersten Teil kennen sollten (da gab es so viele Nonnen…), sucht Marko Danilytsch auf, um ihm ihr Leid über die drohende Zerstörung der Klöster der Altgläubigen zu klagen. Und wir halten uns viel auf Jahrmärkten auf und machen Flussfahrten. Und das ist bisher nur der erste Teil, der etwa 400 von 1400 Seiten umfasst. Der Roman wechselt, nach einem sehr schwierigen Einstieg, der aus Zusammenfassungen, historischen Abhandlungen und angedeuteten Geschichtenanfängen besteht, größtenteils zwischen längeren Dialogpassagen sowie oft atmosphärisch schön gestalteten beschreibenden Passagen wie dieser hier (meine sehr freie Übersetzung mit Hilfe von Deepl):

“Es war fast unmöglich, durch die schreiende Menge zu kommen. Und weiter weg gab es eine neue Menge, ein neues Sodom, neues Geschrei und Geschiebe…. Die graue Masse mit ihren Liedern, den Rufen, dem Lachen, dem Fluchen zog nach irgendwo hin, wahrscheinlich um sich noch ein wenig zu amüsieren. Vorne, hin und her schwankend und die rechte Handfläche ans Ohr gedrückt, sang ein junger Mann in einem zerschlissenen Kaftan aus Leibeskräften:

Wir haben genug von den Kneipen
Wir haben zu viel Geld verspeist
Lasst uns gehn nach dem Gasthaus, dem weißen
uns erinnern an jenes Dorf,
Unsere Heimat

Die Fischer drängten heraus mit Gewalt. Aber sie hatten sich noch keine hundert Klafter vom Gasthaus entfernt, als das Geschrei plötzlich verstummte.
Stille… Der Markt schläft. Nur von den Plätzen, an denen sich Theater, Gasthäuser und verschiedene Vergnügungsstätten befinden, hört man aus der Ferne dumpfe, unruhige Geräusche, und von irgendwoher dann plötzlich ein betrunkener Schrei: „Hurra!“ Und wenn man näher kommt, vernimmt man nur den wehmütigen Gesang des tatarischen Wächters, der die ganze Nacht mit einer langen Keule in der Hand auf dem Boden der Galerie in der Nähe der Werkstatt des Meisters sitzt.
Marko Danilych reitet auf die Brücke zu. Die Hufschläge und das Geräusch der Räder klingen laut widerhallend. Wie eine lange silberne Säule spiegelt den Mond sich in den zitternden Strahlen auf dem Fluss und auf den goldenen Kuppeln des benachbarten Klosters. Die dunklen Berge des rechten Ufers erheben sich wie Riesen, die Signallichter der Dampfschiffe flackern hier und da, die Flammensäulen aus den Rohren der Stahlwerke blähen sich zum Himmel auf…. Es ist ein wunderbares Bild – so ein Bild sieht man selten irgendwo. Aber Marko Danilych bewundert es nicht, sieht es nicht einmal. ”

Und auch hier sind, wenn auch seltener als bei „In den Wäldern“, wieder Geschichten und Legenden eingeschaltet, die man sich in den Regionen erzählt, in denen die Protagonisten leben oder die sie durchreisen.

Natürlich erwächst ein Teil der Schwierigkeit beim Lesen aus der starken mündlichen Gestaltung der Dialoge. Zahlreiche Worte und Redewendungen kennt mein Wörterbuch nicht, und selbst das Googeln lässt diese Umgangssprache aus dem ländlichen Russland von vor über 150 Jahren oft nicht vollständig erschließen. Hinzu kommt der Variantenreichtum des russischen Schriftstils. Wenn etwa 30 verschiedene Vokabeln benutzt werden, die grob übersetzt werden könnten mit „sagte“, galt das in der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts eben gerade nicht wie in der westlichen Literatur heute als stilistische Schwäche, sondern als Stärke. Zumal es hier sich eben nicht um für die Muttersprachler krass herausstechende Worte wie das berühmte Beispiel aus dem Englischen, “ejaculated”, handelt, sondern tatsächlich um Worte, die Nuancen des Sagens ausdrücken, wobei allein das Wort für „sagen“ mit mehreren Vorsilben modifiziert werden kann.

Einige Dinge gefallen mir bisher weniger. Vor allem: das soziale Netz wird nicht mehr so dicht gewebt wie im Vorgänger, der sich größtenteils in einer Kleinstadt aufhielt und dort den Leben vieler Figuren in Bezug auf die Hauptfiguren folgte. Diesmal kommen wir einerseits weiter rum, sind aber andererseits sehr viel stärker auf Marko Danilytsch und die direkt mit ihm in Beziehung stehenden Familienmitglieder und Untergebenen fokussiert. Auch wenn die nun an verschiedene Orte reisen, ist das Gesamtbild der Gesellschaft weniger dicht und: die Frage, wie man eigentlich leben will, das dauerhafte Verhandeln eines gesellschaftlichen Miteinanders zwischen Zwängen des Glaubens, die der alte Glaube den Gläubigen auferlegt, Zwängen, die die Verfolgung durch die orthodoxe Kirche ihnen auferlegt, mit den Geboten des Glaubens oft in Konkurrenz stehen, Fragen des Handels und der Arbeit sowie, und das nicht zuletzt, Bedürfnissen des Fleisches, ist nicht abwesend, aber steht doch deutlicher zurück.

Das heißt nicht, dass „In den Bergen“ nun ein flacher „Was passiert als nächstes“-Roman wäre. Im Gegenteil, es ist weiter in erster Linie ein Gesellschaftsbild , vom eigenen Anspruch her ebenso sehr literarische Soziologie wie Unterhaltung. Die sehr unmittelbare Schilderung eines spontan ausbrechenden Arbeitskampfes ist z.B. durchaus sehr faszinierend, auch später kommt es noch zu kleineren ähnlichen Konfrontationen, auch die Differenzen der verschiedenen Varianten des Christentums werden ausgetragen, überhaupt wird an vielen Stellen durchaus weiter Gesellschaftliches verhandelt, nur stehen Dunja und Marko Danilytsch eben deutlich zentraler als die Hauptfiguren des ersten Romans.

Überwältigend derweil ist die Welt der Jahrmärkte und der Kneipen, in die uns der Roman regelmäßig mitnimmt. Ein Jahrmarkt ist in diesem Fall natürlich nicht einfach ein Rummel, auf dem man sich amüsieren kann, sondern der Hauptumschlagsplatz vieler Waren, der Ort, auf dem Händler Geschäfte machen, auf dem sich das Volk versorgt mit Dingen, die es sonst im Dorf oder in der Stadt nicht gibt, und daraus erwachsen natürlich auch viele Amüsements. Solche Szenen werden immer wieder plastisch-lebendig geschildert: der Krach, das Gewühl, die Unsicherheit, die Ausgelassenheit. Untermalt wird das mit Liedern und Gedichten, die vorgetragen werden und gemeinsam gesungen, und natürlich auch wieder mit vielen zeitlich und lokal verorteten Redewendungen, deren Bedeutung ich oft leider nur erraten kann.

Ebenfalls ins Auge fällt die multikulturelle Durchmischung der Regionen, in denen der Roman spielt. Ich glaube, das ist etwas, das westlichen Lesern oft gar nicht bewusst ist: wie viele Kulturen einerseits innerhalb dieses Großraums Russlands miteinander in Berührung gekommen sind, insbesondere an den Handelszentren der Wolga, aber auch welche Verbindungen der dortige Handel in die Mongolei, nach China und Indien sowie auch in den arabischen Raum geknüpft hatte. Auffallen könnte auch, wie unglaublich viele Feiertage die Menschen in diesem Roman begehen. Das ist kein Zufall; das zaristische Russland war tatsächlich berühmt für Massen an Feiertagen, wie es übrigens auch im vormodernen Europa mehr Feiertage gab als heute. Einerseits lässt sich darin vielleicht ein christlich grundierter Einspruch gegen den ebenso christlich grundierten oft unglaublich harten Arbeitsalltag sehen, und traditionell hat das moderne Kapital dann auch versucht, und versucht es bis heute, diese traditionell arbeitsfreien Tage abzuknabbern. Deshalb kann ich nur raten: Gebt niemals einen her, lasst euch nicht ein auf Versprechungen wie bewegliche Urlaubstage. Die sind viel leichter zu streichen als etwas, das aus 2000 Jahren Tradition gewachsen ist. Aber das ist natürlich nicht alles. „In den Bergen“ zeigt sehr deutlich, dass diese Feiertage eben nicht nur Tage sind, an denen die einfachen Arbeitskräfte über die Stränge schlagen können. Sie sind Tag des Netzwerkens, Tage, an denen neue Geschäfte vorbereitet werden, und nicht zuletzt auch Tage, an denen eben diese einfachen Arbeitskräfte einen halben Monatslohn auf den Kopf hauen, und das Geld zurück zu den Reichen fließt.

Auch wenn der Roman kompositorisch vielleicht etwas loser verbunden ist, das gesellschaftliche Netz, wie gesagt, etwas weniger dicht wirkt, überzeugt er auf der sprachlichen Seite. Neben den Jahrmarktszenen sind es besonders die stillen Momente, etwa Ausfahrten auf dem Fluss, ob zum Zweck des Handels oder des Zeitvertreibs, die immer wieder mit sehr schönen Bildern ausgemalt werden.

Mit der Zeit erweitert der Roman die Perspektive noch einmal deutlich, zahlreiche weitere Handlungsstränge kommen hinzu. So folgen wir etwa zwischenzeitlich Piotr Stepanovic in ein Kloster, wo er eine alte Geliebte trifft und diese Liebe noch einmal aufflackert, ehe sie dann die Tonsur ablegt. Wir erfahren von der drohenden Zerstörung altgläubiger Klöster, und es sind noch zahlreiche weitere, erstmal unverbunden wirkende, Szenen eingeschaltet, etwa ein ländliches Fest mit Tänzen, in dem junge Männer sich augenscheinlich um junge Frauen bemühen, oder die Geschichte zweier Brüder, von denen einer verschwindet und scheinbar zum Einsiedler wird, dann aber als begüterter Kaufmann zurückkehrt, oder die Geschichte eines einsiedlerischen Mönchs, der eine Erde heiligt, von der später Bauern vertrieben werden. Die Haupthandlung führt Dunja schließlich in eine charismatisch christliche Gemeinde in genau dieser Region, was sie vom Vater entfremdet, und der Vater erfährt, dass der zu Beginn verschollene Bruder doch überlebt hat und gar nicht so fern ist, halb als Gast, halb als Gefangener von Tataren.

Die vielen Nebenhandlungen machen die Orientierung nicht unbedingt einfacher, wenn man im Original liest, weil man immer mal wieder neu einsteigen und sich an eine neue Art von Vokabular gewöhnen muss, und längst nicht immer klar ist, ob und wann diese Nebengeschichten, die oft als eigene Kapitel eingeführt werden, für die Hauptgeschichte Bedeutung erlangen, oder ob hier nur Hintergründe und Folklore ausgebreitet werden. Allerdings wirkt das alles dabei nicht unpassend. „In den Bergen“ ist darin einer dieser klassischen großen Romane, die ein breites Panorama von Land und Leuten vorstellen und in ihrer gemütlich mündlichen Erzählweise die Haupthandlungsstränge rund um einige Kaufleute und Nonnen mit all diesen halb volkstümlichen, teils auch ganz fantastischen Erzählungen und Binnen-Erzählungen durchaus organisch verknüpfen.

Abgesehen von den kurzen Erzählungen von Gogol dürfte „In den Wäldern“ und „In den Bergen“ auch das russischsprachige Werk sein, das sich am intensivsten mit dem ländlichen Leben auseinandersetzt. Dabei sollte zwar beachtet werden, dass auch hier die Hauptfiguren keine absolut einfachen Menschen sind, definitiv keine Bauern, sondern zumindest dem relativen Vermögen nach zur oberen nicht adligen Schicht östlich der Wolga gehören. Doch bezüglich des alltäglichen Lebens macht das keinen großen Unterschied, von Geld kann man sich in dieser Gegend eben auch nur so und so viel kaufen. Und wo bei Tolstoi, selbst noch in Turgenjews „Aufzeichnungen eines Jägers“, die einfachere Landbevölkerung höchstens Teil einer Handlung ist, die doch vor allem aus der Perspektive von Adeligen und begüterten Bürgern erzählt wird, sind hier die Landarbeiter, die Arbeiter auf dem Fluss und eben auch die Bauernschaft regelmäßig selbst Protagonisten, und Hierarchien sind sehr viel fließender als in zeitgenössischen anderen Texten. Tatsächlich fällt mir auch für die europäische Tradition kein anderes Werk ein, das so doppelt nah am einfachen Leben auf dem Lande ist. Doppelt nah, weil der Autor sich einerseits erzählerisch um diese Nähe bemüht, andererseits aber auch tatsächlich lange unter Altgläubigen östlich der Wolga gelebt hat und dieses Leben noch aus erster Hand kennt, also, obwohl zwischen seinem Leben und den Geschichten im Roman ein gewisser zeitlicher Abstand besteht, er keinen historischen Roman verfasst.

Schließen möchte ich mit einem Plädoyer dafür, öfter mal einen Roman in einer Sprache zu lesen, die man nicht so gut beherrscht wie die Muttersprache und vielleicht die erste Fremdsprache. Ich lese in letzter Zeit oft Klagen darüber, dass man sich in den Texten nicht mehr so versinkt wie als Kind und Jugendlicher, und dann die unweigerliche Frage: Woran liegt das? Am Alter? Und dann meist viele hoffnungslose Überlegungen dazu, wie man dieses Versinken zurückgewinnt. Ja, das Alter spielt eine Rolle. Ja, die Leserroutine spielt eine Rolle. Man lässt sich nicht mehr so leicht einwickeln. Bedenkt, als Kind haben wir uns auch von ziemlichem Mist recht leicht begeistern lassen. Aber ein ganz wichtiger und meist vergessener Faktor ist der folgende: Wir lesen als geübte Leser viel, viel schneller. Bei meiner ersten Lektüre habe ich mit dem Zauberberg, wahrscheinlich, weil der Text thematisch schwierig war, weil ich andere Dinge zu tun hatte, weil ich manchen Kater auskurieren musste, gut zwei bis drei Wochen verbracht. Wenn ich heute die Zeit habe, brauche ich eher vier bis fünf Tage. Auch der Herr der Ringe war viele Jahre früher eine mehrwöchige Lektüre. Und ich glaube, an meinen ersten richtig komplexen modernen Romanen wie „Das grüne Haus“, „Gespräch in der „Kathedrale““, „Ich der Allmächtige“ und natürlich „Ulysses“ habe ich während des Studiums in so Brocken von 30 bis 50 Seiten täglich gelesen. Und wenn man auf diese Weise so viel länger in einem Buch lebt, jeden Tag darüber nachdenken muss, ehe man sich an den nächsten Abschnitt macht, vielleicht auch noch an der Uni oder mit Freunden darüber diskutiert, ist das ein anderes Leseerlebnis, als wenn man es innerhalb kürzester Zeit durcharbeitet. Sowas lässt sich aber nun mal nicht erzwingen. Wenn ich mehr weiß, schwierigere Begriffe kenne, komplexeren Sätzen einfacher folgen kann, dann ist das nunmal so. Und jetzt täglich nur 20 Seiten zu lesen wäre dann auch kein befriedigendes Leseerlebnis, zumal meines Erachtens auch gerade die Arbeit, die man mit einem Werk hat, mitbaut an diesem unglaublich befriedigenden Gefühl, einen großen Roman zum ersten Mal gelesen zu haben, ob das nur der Herr der Ringe als erster erwachsener Fantasy-Roman ist oder einige Jahre später der Zauberberg. Ein Roman wie „In den Bergen“ zwingt mich aber nun gerade dazu, diese Lesehaltung wieder einzunehmen, und wenn ich schließlich durch bin durch die fast 1500 Seiten, habe ich wahrscheinlich irgendetwas zwischen 100 und 150 Tagen mit dem Text verbracht. Auch wenn ich viele Worte nicht verstehe, mir manchmal ganze Passagen übersetzen muss und mir manchmal auch denken muss: Okay, wird schon nicht so wichtig sein – durch dieses Engagement ist die generelle Atmosphäre dieser Welt, das Land, die Leute, in den dir gezeichneten Zügen, deutlich präsenter, als wenn ich den Text auf Deutsch gelesen hätte. Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem gern auch eine deutsche Übersetzung hätte, um irgendwann vielleicht dann noch einmal die feineren Details bewundern zu können, die kleineren Nebenhandlungen wirklich verstehen. Aber solch eine schwierige Lektüre, vor der man auch manchmal kapitulieren muss, lohnt durchaus, zumal natürlich nichts wirklich das Erlebnis in eine anderen Sprache retten kann, das man hat, wenn man einer bestimmten Landschaft und ihren Menschen in deren Sprache mit all ihren Besonderheiten gegenübertritt.

Bild: Wiki, gemeinfrei.

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