Zwischen Predigt und liebevoll detaillierter Gestaltung: „Little Women“ (der Roman).

„Little Women“ kannte ich bisher eigentlich nur durch andere Medien, Friends etwa, wo es Rachels Lieblingsbuch ist. Sie drängt Joey mehr oder weniger, es zu lesen, und er muss darüber letztendlich weinen. Und zuletzt natürlich durch die Verfilmung von 2019, die als Film sehr stark war, aber von einigen Fans wegen mangelnder Werktreue kritisiert wurde. Das wollte ich mir nun ein zweites Mal anschauen und vielleicht auch darüber schreiben, und dazu dann vorher auch endlich einmal das Buch lesen.

Der Roman hat tatsächlich vieles für sich, besonders der erste Teil, ist phasenweise aber auch schrecklich moralisch-didaktisch bis hin zu Stellen, die man propagandistisch nennen könnte. Das wird teilweise wiederum konterkariert durch Stellen und Ansichten, die unerwartet fortschrittlich sind für die 1860er Jahre oder zumindest für das Bild, das man von dieser Zeit allgemein zeichnet. Zumindest aber darin, dass es keine größere Ehre gibt als den Ehemann und Vater für das Vaterland „herzugeben“ bleibt der Text sich treu und hämmert diese Botschaft auch mehrfach sehr sentimental ein. Zugleich hat „Little Women“ aber auch viele Stärken auf der erzählerischen Seite und vielen, die den Text heute zum ersten Mal lesen, dürfte es ähnlich gehen wie Joey.

Als erstes hervorzuheben ist die Lebendigkeit, mit der die Hauptfiguren schon bald von den Seiten treten. Das gelingt, indem die vier jungen Frauen jeweils stark gegeneinander abgesetzt werden, mit einerseits relativ klaren unterschiedlichen Charaktereigenschaften, aber auch genügend Raum für Entwicklung und Uneindeutigkeiten. Der Text durchläuft dann viele kleine Familiensituationen mit kleineren und größeren Spannungen, sowie einige schwere Schicksalsschläge und länger anhaltende Prüfungen, so dass man sowohl im kleinen als auch im größeren viel Gelegenheit hat, die Figuren beim Bewältigen ihres Alltags zu erleben. Die Aufmerksamkeit aufs Detail ist wirklich herausragend. Ob ein Theaterstück aufgeführt wird, die Schwestern streiten, spielen oder einzelne durch Bälle und Freundschaften zeitweise aus der Familie herausgetrennt werden: Das alles ist in gelungener Mischung von Beschreibung und Dialog stets plastisch vors Auge gestellt.

Ich glaube, ich kenne keinen weiteren Roman, zumindest keinem, der sich auch an jüngere Leserinnen und Leser wendet, der das Zusammenleben in einem engen Familienkreis so detailliert und lebendig gestaltet. Dazu tragen nicht zuletzt auch die kleinen Geschichten bei, die eingestreut werden, etwa Erzählungen Jos, die Schriftstellerin werden will, aber auch Dinge, die die anderen Schwestern aufschreiben oder erzählen, Geschichten, die man sich auf einem Picknick erzählt und vieles mehr.

Auch übergreifende Handlungsmomente werden durch die kleineren Handlungselemente gut aufgebaut. Etwa das spannungsreiche Verhältnis zwischen Jo und Amy, spätestens ab dem Moment, in dem Amy das Buch der älteren Schwester verbrennt und Jo sich wenig später schuldig fühlt an einem schweren Eislaufunfall von Amy. Oder Beths Neigung zur Kränklichkeit. Und natürlich von dem Moment der Selbstlosigkeit, mit dem der Roman beginnt, bis zum Schluss das Verhältnis der Familie March zur reichen Nachbarsfamilie Laurence und besonders die Freundschaft der vier jungen Frauen zum Nachbarsjungen Laurie. Auch von der Abwesenheit des Vaters über dessen Krankheit bis zu dessen Rückkehr wird ein überzeugender Bogen gespannt, der die kleineren Momente zusammenhält und zu etwas Größerem in emotionalen Bezug setzt.

Das gilt allerdings vor allem für den ersten Teil des Romans, der aus zwei von einer großen Zäsur unterbrochenen Teilen besteht. Das heute als „Little Women“ bekannte Gesamtwerk hat zwar viele Setups, die erst im zweiten Teil ihren Payoff bekommen. Doch diesem zweiten Teil fehlt die erzählerische Einheit, die das Bild des Zusammenlebens in der Familie im ersten Roman so dicht und plastisch werden ließ. Der Text springt nun von Ort zu Ort und von Zeit zu Zeit, als müssten Lebensstationen abgehakt werden, und das ist letztendlich auch das, was geschieht. Als hätten Fans des Buches gesagt: „Wir wollen aber wissen, was aus Amy, Jo, Meg und Beth wird“, und Autorin Alcott gibt uns nun genau das, aber auch nicht mehr. Ein Kapitel lang erfahren wir von Megs Eheleben, im nächsten Kapitel, wie Jo Laurie als möglichen Partner abweist. Schon im nächsten Kapitel sind wir mit Amy in Europa, und sie beginnt, sich diesem Laurie anzunähern. Kein Platz für kleine Dinge, die im ersten Roman so wichtig waren und diese beiden großen Ereignisse spürbar voneinander getrennt hätten. Jo ist in New York, Jo ist zurück im Elternhaus, und so weiter und so fort. Selbst der lange vorbereitete Tod von Beth, der Joey in Friends so zum Weinen brachte, vermag da weniger zu berühren als viele der kleineren Tragödien im ersten Band. Denn spätestens ab der Hälfte des zweiten Buches wissen wir so sicher, dass das kommt, dass es wie eine weitere abzuhakende Station wirkt.

Ich möchte allerdings nun zuerst mit den Schwächen des stärkeren ersten Teils fortfahren, da auch die noch einen Blick verdient haben.

Denn schon der erste Teil ist nicht ohne Schwächen. So effektiv etwa das Gegeneinanderstellen der unterschiedlichen Charaktere der vier Schwestern im Großen und Ganzen ist, so unelegant ist das auch manchmal gelöst. insbesondere am Anfang erlebt man oft, wie die Figuren sich gegenseitig charakterisieren, was fast noch stärker aus dem Text herausreißt, als würde ein auktorialer Erzähler diese Charakterisierungen vornehmen:

““Poor Jo! It’s too bad, but it can’t be helped. So you must try to be contented with making your name boyish, and playing brother to us girls,“ said Beth, stroking the rough head with a hand that all the dish washing and dusting in the world could not make ungentle in its touch. „As for you, Amy,“ continued Meg, „you are altogether too particular and prim. Your airs are funny now, but you’ll grow up an affected little goose, if you don’t take care. I like your nice manners and refined ways of speaking, when you don’t try to be elegant. But your absurd words are as bad as Jo’s slang.“ „If Jo is a tomboy and Amy a goose, what am I, please?“ asked Beth, ready to share the lecture. „You’re a dear, and nothing else,“ answered Meg warmly, and no one contradicted her, for the ‚Mouse‘ was the pet of the family.”

Und das sind nicht die einzigen Holzhammer-Momente. Der Text ist voller didaktischer Passagen, in denen die Mutter freundlich aber bestimmt den Töchtern ihre Fehler vorrechnet, und diese dann auch immer gleich nach dem Motto reagieren: “Ja, du hast so recht, wir wollen besser sein.” Etwa:

“’When you feel discontented, think over your blessings, and be grateful.'“ (Here Jo looked up quickly, as if about to speak, but changed her mind, seeing that the story was not done yet.) „Being sensible girls, they decided to try her advice, and soon were surprised to see how well off they were. One discovered that money couldn’t keep shame and sorrow out of rich people’s houses, another that, though she was poor, she was a great deal happier, with her youth, health, and good spirits, than a certain fretful, feeble old lady who couldn’t enjoy her comforts, a third that, disagreeable as it was to help get dinner, it was harder still to go begging for it and the fourth, that even carnelian rings were not so valuable as good behavior. So they agreed to stop complaining, to enjoy the blessings already possessed, and try to deserve them, lest they should be taken away entirely, instead of increased, and I believe they were never disappointed or sorry that they took the old woman’s advice.“”

Oder:

““Mother, did you go away and let everything be, just to see how we’d get on?“ cried Meg, who had had suspicions all day. „Yes, I wanted you to see how the comfort of all depends on each doing her share faithfully. While Hannah and I did your work, you got on pretty well, though I don’t think you were very happy or amiable. So I thought, as a little lesson, I would show you what happens when everyone thinks only of herself. Don’t you feel that it is pleasanter to help one another, to have daily duties which make leisure sweet when it comes, and to bear and forbear, that home may be comfortable and lovely to us all?“ „We do, Mother, we do!“ cried the girls. „Then let me advise you to take up your little burdens again, for though they seem heavy sometimes, they are good for us, and lighten as we learn to carry them. Work is wholesome, and there is plenty for everyone. It keeps us from ennui and mischief, is good for health and spirits, and gives us a sense of power and independence better than money or fashion.“ „We’ll work like bees, and love it too, see if we don’t,“ said Jo. „I’ll learn plain cooking for my holiday task, and the next dinner party I have shall be a success.“”

Die Moral ist hierbei immer eine dezidiert christliche, das Erziehungsziel ist christlich grundierte Moderation. Wie heftig den vier jungen Damen etwa zu Anfang einer auf “The Pilgrims Progress” abgeht, das tut heute zu lesen bereits weh und dürfte auch damals schon vor allem Ideal einer Autorin gewesen sein, die erziehen will, nicht Realität junger Frauen in einer wie auch immer christlichen Familie:

““Do you remember how you used to play Pilgrims Progress when you were little things? Nothing delighted you more than to have me tie my piece bags on your backs for burdens, give you hats and sticks and rolls of paper, and let you travel through the house from the cellar, which was the City of Destruction, up, up, to the housetop, where you had all the lovely things you could collect to make a Celestial City.“ „What fun it was, especially going by the lions, fighting Apollyon, and passing through the valley where the hob-goblins were,“ said Jo. „I liked the place where the bundles fell off and tumbled downstairs,“ said Meg. „I don’t remember much about it, except that I was afraid of the cellar and the dark entry, and always liked the cake and milk we had up at the top. If I wasn’t too old for such things, I’d rather like to play it over again,“ said Amy, who began to talk of renouncing childish things at the mature age of twelve. „We never are too old for this, my dear, because it is a play we are playing all the time in one way or another. Our burdens are here, our road is before us, and the longing for goodness and happiness is the guide that leads us through many troubles and mistakes to the peace which is a true Celestial City. Now, my little pilgrims, suppose you begin again, not in play, but in earnest, and see how far on you can get before Father comes home.“”

Der Zeigefinger in “Little Women” ist oft sehr hoch erhoben, und das zeigt einmal wieder, dass es moralisierende, und auch anstrengend predigend moralisierende Kunst in allen Zeiten gab und meist sind die, die meckern, die, denen die Moral nicht passt, nicht mehr und nicht weniger. Im zweiten Teil verschiebt sich die Moralpredigt dann vom „richtigen“ Verhalten von Kindern und jungen Frauen hin zu der Rolle, die Frauen im Eheleben einzunehmen hätten. Dass hier der Mann der Herr ist und die Frau folgt, ist relativ klar, auch wenn die Ehe von Laurie und Amy da zumindest ein wenig auszubrechen scheint:

““I was wondering how you and Amy get on together.“ „Like angels!“ „Yes, of course, but which rules?“ „I don’t mind telling you that she does now, at least I let her think so, it pleases her, you know. By-and-by we shall take turns, for marriage, they say, halves one’s rights and doubles one’s duties.“ „You’ll go on as you begin, and Amy will rule you all the days of your life.“ „Well, she does it so imperceptibly that I don’t think I shall mind much. She is the sort of woman who knows how to rule well. In fact, I rather like it, for she winds one round her finger as softly and prettily as a skein of silk, and makes you feel as if she was doing you a favor all the while.“”

Aber das ist letztlich ein spielerisches Führen Lassen, das sich natürlich nur erlauben kann, wer der eigentliche Herr im Haus ist. Und selbst über die so willensstarke Jo heißt es später:

“Of course it was uphill work at first, and Jo made queer mistakes, but the wise Professor [ihr Ehemann deus ex machina] steered her safely into calmer waters…“

Interessanterweise heißt das nicht, dass „Little Women“ ein durchweg konservativer Roman wäre, erst recht nicht angesichts der Zeit, in der er entstand. Schon aus der christlichen Moderation erwachsen auch einige fortschrittliche Ideale, nicht nur gelebte Nächstenliebe, sondern etwa auch eine Kritik an Ehen, die aus finanziellen Gründen geschlossen werden und überhaupt von Eltern, die versuchen, ihre Töchter vorteilhaft im finanziellen Sinne zu verheiraten, statt vorteilhaft im menschlichen Sinne. Dabei macht die Mutter auch klar, dass der Wille der jeweiligen Tochter das Zentrale für ihre Entscheidung ist. Überhaupt sind Freiheit und Verantwortung zentrale Themen des Romans: Die Töchter bekommen relativ viele Freiheiten, sollen aber, wenn sie Mist bauen, auch Verantwortung tragen. Das heißt allerdings nicht, dass jede Strafe akzeptabel wäre. Die Mutter bestärkt die Töchter etwa darin, die Körperstrafe des Lehrers abzulehnen, obwohl sie Mist gebaut haben, und erlaubt Amy sogar, fortan erstmal von der Schule fernzubleiben, bis sie sich mit dem Vater, der im Krieg ist, über eine bessere Schule verständigen konnten. Auch später bezüglich des Ehelebens gilt, dass, obwohl die Rolle des Mannes als Herr im Hause schon das Ideal der Erzählung zu sein scheint, die Freiheit der Frauen und das Verhandeln von Aufgaben auf Augenhöhe einen deutlich größeren Raum einnehmen, als ich es für einen Roman des mittleren 19. Jahrhunderts erwartet hätte.

Und auch wenn hier und da ein Witz darüber gemacht wird, dass Jo sich manchmal sehr in einer Weise verhält, die man damals und teils auch noch heute vor allem Jungs zuschrieb, wird diese Rolle an sich doch respektiert. Es ist nicht das „jungenhafte“ Verhalten, sondern das aufbrausende Wesen von Jo, das öfter in der Kritik steht. Auch ihr Bestreben, Schriftstellerin zu werden, wird von der Familie gemeinhin unterstützt. Überhaupt wird, besonders auch bezüglich Amy, künstlerisches Schaffen relativ ernst genommen. Nicht nach dem viktorianischen „Angel of the House“-Modell, nach dem eine Frau, die künstlerisch talentiert ist, bessere Heiratschancen hat, sondern als eine mögliche berufliche Perspektive. Auch hier wird freilich weidlich moralisiert. Jos kurze Geschichten, die aufgrund der Nachfrage mit der Zeit relativ sensationell werden, werden von ihrem späteren Ehemann, dem Professor, als geradezu schädlich für den Menschen und die Gesellschaft beurteilt, und die Erzählung steht voll hinter diesem Urteil.

Leider wirken die Enden letztlich recht erzwungen. Besonders gilt das für Jos Ehe mit Professor Bhaer. Wir haben gut 4/5 des Buches hinter uns, ehe Jo überhaupt einmal erklärt, dass sie doch falsch liegen könnte mit ihrer Vorstellung, dass Heirat für sie etwas Schlechtes ist, und selbst da nimmt sie es im Gespräch mit der Schwester wieder zurück. Aber mein Problem ist nicht, dass Jo überhaupt heiratet, wie man es haben könnte, wenn man vor allem eigene Erwartungen an den Text heranträgt und Jo gerne als dauerhaft selbstständige Einzelkämpferin auf dem Literaturmarkt gesehen hätte. Und gemeinsam mit dem Mann eine Schule aufzubauen ist ja auch keine zwingende Reduktion auf die Hausfrauen- und Mutterrolle. Aber irgendeine Art von Chemie mit Bhaer wurde im Text niemals entwickelt. Die Bestand ohne Ende mit Laurie, und auch wenn es aus der Anlage von Jo absolut folgerichtig ist, dass diese Ehe nicht zustande kommt, fehlt doch alles, was die Ehe mit Bhaer auch emotional glaubhaft machen könnte. Ja, man kann sich jetzt sagen, der zweite Teil des Romans deckt viel Zeit ab, und da könnte es ja viele tolle Momente zwischen den beiden gegeben haben, aber es gab sie eben kaum. Bhaer agiert wie ein Mentor, Bhaer agiert wie eine Vaterfigur, und ausgerechnet in diesen Ersatzvater verliebt sich Jo innerhalb der letzten 50 von 500 Seiten, gegen alles, was bis dahin über sie etabliert wurde.

Und das Zusammenführen von Amy und Laurie gelingt wenig besser. Wie gesagt, kaum hat Jo den Menschen zurückgewiesen, der sie ihr ganzes gemeinsames Leben geliebt hat, trifft der in Rom mit Amy zusammen, und man merkt schon recht deutlich, wo das hinführen soll. Nicht viele Seiten später beginnt er Überlegungen wie diese anzustellen:

“He consoled himself for the seeming disloyalty by the thought that Jo’s sister was almost the same as Jo’s self, and the conviction that it would have been impossible to love any other woman but Amy so soon and so well.”

Irgendeine Art von Anziehung zwischen den beiden war allerdings zuvor nicht zu spüren, und trotzdem soll das jetzt nicht als beidseitiges sich bescheiden auf eine zweite Wahl verkauft werden, a la „Laurie nimmt halt die nächstbeste Schwester und Amy bekommt ihren reichen Mann und dazu noch einen Jugendfreund.“ Das klingt doch immerhin besser, als einen reichen Fremden zu heiraten. Sondern es soll die genau passende Partnerschaft sein, Lauri erklärt bald:

““Jo, dear, I want to say one thing, and then we’ll put it by forever. As I told you in my letter when I wrote that Amy had been so kind to me, I never shall stop loving you, but the love is altered, and I have learned to see that it is better as it is. Amy and you changed places in my heart, that’s all. I think it was meant to be so, and would have come about naturally, if I had waited, as you tried to make me, but I never could be patient, and so I got a heartache. I was a boy then, headstrong and violent, and it took a hard lesson to show me my mistake. For it was one, Jo, as you said, and I found it out, after making a fool of myself. Upon my word, I was so tumbled up in my mind, at one time, that I didn’t know which I loved best, you or Amy, and tried to love you both alike. But I couldn’t, and when I saw her in Switzerland, everything seemed to clear up all at once. You both got into your right places, and I felt sure that it was well off with the old love before it was on with the new, that I could honestly share my heart between sister Jo and wife Amy, and love them dearly. Will you believe it, and go back to the happy old times when we first knew one another?“”

Nein, das kaufe ich dem Text nicht ab, und wieder liegt das Problem nicht darin, dass es prinzipiell problematisch wäre, dass Menschen sich umorientieren, sondern darin, dass diese Beziehung nicht vorbereitet wurde, wir sie nicht in ihrer Entwicklung sehen konnten, darin, dass der Text eben im zweiten Teil sehr viel stärker Stationen abhakt, als im ersten.

Alle, die sich daran stören, dass die neueste Verfilmung sich einige Freiheiten gegenüber dem Buch nimmt, möchte ich derweil fragen: Hättet ihr das wirklich gewollt, eine noch werkgetreuere Verfilmung? Linear erzählt, besonders zu Beginn mit langen christlichen Predigten, die selbst den konservativen Kritikern der Verfilmung wahrscheinlich heute zu trocken und vielleicht sogar zu konservativ sind? Mit zahlreichen eingeschalteten Erzählungen und viel Fokus auf kleine Spielereien, Wortwechsel, Sitzungen spielerischer Clubs und Zeitungsredaktionen und vieles mehr? Eine Verfilmung, die wahrscheinlich bald den Umfang der „Herr der Ringe“-Filme angenommen hätte und das mit sehr viel weniger Schlachten? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, und ich werde in meinem Text zum Film noch darauf zurückkommen, warum ich gerade das Erzählen in mehreren Zeitebenen für eine sehr gelungene Entscheidung halte.

Bild: wiki, gemeinfrei.

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