„The Elfstones of Shannara“

„The Elfstones of Shannara“, der 2. Teil der ersten Shannara-Trilogie, liest sich tatsächlich deutlich besser als der Vorgänger. Auch der war ja noch nicht mal richtig schlecht, aber in so unerträglicher Weise ein Herr der Ringe Remix, dass es doch manchmal schwer war, das Ganze ernst zu nehmen.

“Elfstones” hat nun tatsächlich eine eigene Geschichte. Ein uralter Baum der Elfen stirbt. In dem Baum wohnt die Magie, die Dämonen hinter einer Barriere zurückhält, die seit Jahrhunderten, vielleicht Jahrtausenden, nicht gefallen ist. Einige Dämonen sind schon entwischt und haben die Wächter des Baumes getötet. Doch nur ein Wächter kann zum Bloodfire im geheimnisvollen Wilderrun vordringen und dort den Samen des Baumes erneuern. Die zuvor desertierte Wächterin Amberle reist gemeinsam mit Will, dem Enkel von Sheah, dem Helden des ersten Teils, schließlich dorthin. Zugleich versuchen die vereinigten Armeen von Elfen, Menschen, Zwergen und Trollen die Dämonen lange genug aufzuhalten.
Der Text liest sich wie ein klassisches Fantasy-Rollenspiel in der späten 80er/frühen 90er. Der kürzere Schlachtenhandlungsstrang ist genau das: Schlachten, Schlachten, Schlachten, gerade genug, dass man es noch aushält, auch weil sich das gut überfliegen lässt. Die Reise von Will und Amberle enthält zahlreiche abenteuerliche Begegnungen, die recht gut ausgedacht sind und damit kurzweilig.
Ein paar Dinge sind allerdings doch fragwürdig. Auch wenn der Druide Allanon diesmal viel besser eingesetzt wird, wohnt ihm immer noch die Tendenz inne, überlange Expositionen und Infodumps abzuliefern. Die Dämonen sind etwas zu menschlich gedacht. Sie müssen schlafen? Ihre Kräfte sammeln? Man überlege sich doch bitte bessere Gründe, warum ein Dämonenheer nicht weiter vorrückt. Und dass Will niemals auf die Idee kommt, seine Elfstones an andere weiterzugeben? Denn die Regeln werden am Anfang ja ganz klar gemacht: Nutzen kann sie nur jemand, der zumindest teilweise Elf ist, je mehr Elf, desto besser. Will ist aber nur zu einem Viertel Elf und hat große Schwierigkeiten, die Steine zu kontrollieren. Die Steine funktionieren des Weiteren nur, wenn sie freiwillig weitergegeben werden. Also warum gibt Will sie nicht seiner Mitstreiterin weiter, die 100 Prozent Elf ist und damit krasse Magie wirken könnte?
Man könnte meinen, weil mir Dämonen in der DSA-Reihe so unglaublich auf den Nerv gehen, könnte mir dieses Buch nicht gefallen. Doch dem ist nicht so. Das Problem der DSA-Dämonen ist, dass sie allgegenwärtig sind. Man könnte ihnen jederzeit begegnen. Beim Einkaufen, beim Baden, in der Dämonenbrache. Es macht fast keinen Unterschied. Sie sind wie dieser anstrengende Nachbar, den jeder hat. Auch wenn Elfstones voll von Dämonen ist, gibt uns der Roman dagegen durchweg das Gefühl, dass Dämonen etwas Einzigartiges sind. Sie sind eine große Bedrohung, die man lange ganz aus der Welt gehalten hat, und dieser Roman dreht sich um diese große Bedrohung. Und das ist vollkommen okay. “The Elfstones of Shannara” ist kein Fantasymeisterwerk, aber besser als vieles, was als solches gehandelt wird, etwa der Großteil der Wheel-of-Time-Romane. Und: Man kann den Roman auch ohne Probleme lesen, wenn man den Auftakt der Reihe nicht gelesen hat.

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