Viel besser als der Titel befürchten ließ: DSA-Roman „Satinavs Auge“.

„Satinavs Auge“ war der letzte DSA Roman, den ich durch mein dreimonatiges Kindle plus Weihnachtsabo kostenlos bekommen habe. Ich gebe zu, ich habe den Text lange geschoben, da das Cover und der Titel eher Trash erwarten ließen. Irgendetwas rund um ein mächtiges Artefakt und, so meine Befürchtung, wieder ganz viele Dämonen. Sie schlechtesten Angewohnheiten der Reihe.

Es handelt sich aber im Gegenteil um einen der besseren Romane. Nicht ganz im Top-Tier mit Texten wie „Im Farindelwald“ oder „Roter Fluss“, aber dann direkt in der Folge mit den stimmungsvollen Unterhaltungsromanen. Auch wenn es um die Jagd nach einem mächtigen Artefakt geht, stehen relativ normale Menschen im Mittelpunkt. Silvanessa und Anconio sind zu Beginn der Handlung beide als nicht wirklich eingeladene Gäste auf einem Fest, das von der Gruppe eines geheimnisvollen Halbelfendiebes überfallen wird. Dabei wird Silvanessas Bruder Silvanessa getötet, doch von wem? Sie versucht es herauszufinden und stößt dabei wieder mit Anconio zusammen, der als ewiger Eleve auf der Magierakademie seit 11 Jahren nicht wirklich Fortschritte macht. Bei nächtlichen Untersuchungen in der Leichenhalle werden die beiden von einem Gargoyle überrascht, und stoßen so auf Satinavs Auge, bei dem sich um eine möglicherweise magische Uhr handelt. Doch was hast die mit den Ambitionen des Anführers des Ordens der xxx zu tun? Der klammert sich an eine gewichtige Prophezeiung, aus der er die Wiederauferstehung des Alten Reiches liest.

Der Roman lebt davon, dass seine beiden Hauptfiguren überzeugend ausgearbeitet sind und ihre Beziehungen zueinander und zum Rest der Welt glaubhaft. Besonders auch die Silvanessas zum verstorbenen Bruder. Abseits davon ist es einer der zahlreichen DSA-Detektiv-Romane und davon insofern einer der besseren, als dass er die Figuren nicht wie moderne Ermittler behandelt. Auch die Stadt Vinsalt wird relativ atmosphärisch beschrieben, und die Action-Passagen halten sich in Grenzen. Zudem werden sie meist genutzt, um uns etwas mehr über Figuren und Welt zu verraten. Etwa hier, wo eine Jagd über Dächer gleichzeitig hilft, die Stadt bei Nacht plastischer zu machen:

“Die grauschwarzen Dächer Vinsalts erstreckten sich vor ihr wie ein erstarrter Ozean. Türme ragten wie Masten daraus hervor, und im Westen dräute die konturlose Masse des Tempelbergs, doch Silvanessa hatte keinen Blick dafür übrig, während sie über die Dächer rannte. Sie tauchte unter einem Wetterhahn hindurch, sprang über eine offene Luke und ignorierte das verdutzte Gesicht des Mannes, der ihr daraus entgegenblickte und bei ihrem Auftauchen vor Schreck seine Pfeife fallen ließ. Als sie sich auf ein höher gelegenes Dach zog, sah sie den Wasserspeier auf einem Erkerdach, einige Häuser entfernt.
(…)
Das Sternbild des Greifen beleuchtete die halsbrecherische Jagd. Im fahlen Licht war es schwierig, morsche Dachschindeln und andere gefährliche Stellen zu erkennen, doch Silvanessa wurde nicht langsamer. Sie musste den Gargyl einholen! Doch mit jedem Haus, das sie hinter sich ließ, schmolzen ihre Chancen dahin. Ihr Atem ging stoßweise, und ihre Muskeln schmerzten. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Ein Soldatenlied drang zu ihr hinauf. Sie ließ das Dach der Taverne hinter sich, flankte über eine schmale Gasse und kam auf dem gegenüberliegenden Dachfirst ins Straucheln (…)”

Wer also halbwegs gern Fantasyromane liest wird kaum Grund finden, sich über Satinavs Auge zu beschweren.

Bild: pixabay.

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