Solider Krimi für zwischendurch: „Kant und der Schachspieler“.

“Kant und der Schachspieler” ist einer der Romane, die ich in einem Buchpaket für den ersten Preis beim Literaturwettbewerb von Booknerds bekommen habe. Danke noch mal für das Paket.
Bei dem Roman handelt es sich um den zweiten Teil einer Reihe, aber das stört nicht weiter. Die Texte scheinen sehr deutlich in sich geschlossen. Zumindest im zweiten Teil fehlt mir nichts an Informationen, die ich nur aus dem ersten Teil bekommen könnte.
Es handelt sich um einen ganz klassischen Krimi. Auf einem seit Jahren nicht mehr genutzten Gelände in München wird ein Toter gefunden. Er hat eine Schachfigur in der Hand. Das führt auf die Spur eines seit Jahren vermissten Schachspielers, eines Immobilienbetrugs und allerlei Verwicklungen mehr.
Es gibt tatsächlich relativ wenig zu meckern. Die Handlung ist spannend und Wendungsreich, bleibt dabei allerdings plausibel. Die Figuren sind relativ glaubhaft, sie haben ein ausreichendes Privatleben um eine gewisse Tiefe zu gewinnen, aber das Privatleben drängt sich auch nicht zu sehr in den Vordergrund. Der Aufbau funktioniert. Die Auflösung funktioniert. Auch sprachlich ist der Text für einen Kriminalroman gut gestaltet, findet deine gute Mischung aus Dialogen und Raffungen, die die Handlung vorantreiben und Blicken fürs Detail, die dem atmosphärischen Aufbau dienen. Auch, an den richtigen Stellen, ein paar poetische Einsprengsel:

„Als ihre Krüge fast leer waren und das schwindende Licht die scharfen Kanten der Welt abschliff, sprach Kant das Thema an, das ihn seit ihrer letzten Begegnung beschäftigte. „Glaubst du, dass man einen Schachspieler an seinem Stil erkennen kann?“
Die Glut von Ivicas Zigarette leuchtete mit den bunten Lichterketten in den Kastanien um die Wette, als er einen tiefen Zug nahm. „Kommt drauf an (…)““

Der Autor hat sich bemüht, auch zeitgenössische Themen aufzugreifen, so ist die Tochter des Hauptermittlers in einer an Xtinction Rebellion angelehnten Gruppe, und Kant ringt noch ein wenig um sein Verhältnis dazu, ist aber am Ende dann doch vor allem stolz auf den Einsatz der Tochter. Auch wenn Sie ihn im Alltag manchmal mit den Appellen, sein Leben zu ändern, nervt. Auch das hat ungefähr das richtige Maß und wirkt nicht predigend, sondern ist glaubhafter Anteil eines Lebens in den 20ern des dritten Jahrtausends.

Wer also einen gut gemachten Krimi sucht, wird ohne Reue zugreifen können. Ein Buch, dass man mehrmals lesen wollen wird ist es allerdings nicht.

Bild: pixabay.

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