Brock – Toller Text im Selbstverlag

Heute möchte ich einen Text vorstellen, den eine Schülerin von mir in einem meiner VHS Schreibkurse verfasst hat (Videolesung unten!).
Aufgabe war die Neugestaltung eines alten Märchens, und dabei entstand der Anfang von Brock,  einer Inversion des Tapferen Schneiderleins aus der Perspektive des Riesen. Was leicht hätte eher trocken werden können, hat Martina Bungert unter anderem durch die Erfindung eines nach Disney-Verfilmung geradezu schreienden Weggefährten, dem Vögelchen Flink, wunderbar ansprechend gestaltet, und mit der entsprechenden Vortragsweise kommt das vor allem auf Lesungen für Kinder richtig gut an.

Es ist wirklich Zeit, das Stigma des Selbstverlages einzureißen. Allein in meinem Kurs sind Texte entstanden, die sich vor dem, was die neuere deutsche Literatur in ihrem Einheitsstil produziert, tatsächlich nicht verstecken müssen. Eine der schönsten und sensibelsten Geschichten über den Mauerbau etwa. Eine Drei-Ehen-Dreiecksgeschichte (oder heißt das Sechsecks-Geschichte?),  die den Vergleich mit Keyserling nicht scheuen müsste. Kubistische Nonsens-Literatur und Variationen über ein Thema von Doderer, die so anarchisch lustig sind, dass man das ursprüngliche Vorbild, Queneaus Stilübungen danach womöglich gelangweilt beiseite legt. Und die das Schreiben, sind keine universalgebildeten Literaturgenies, sondern einfach Menschen, denen man die vielfältige Welt der Literatur ein wenig aufschließt und immer wieder Anstöße gibt. Statt dass man sie in das immer enger werdende Korsett einzwängt, das der Literaturmarkt und seine drei großen Schulen gezurrt haben.

Man vergesse das nicht: Es gibt viel starke Literatur da draußen, wahrscheinlich entstehen heut ein einem Jahr in einer mittleren Stadt mehr starke Werke, als im gesammten 18. Jahrhundert weltweit. Es wird nur immer schwerer, sie auch zu finden, und vieles wird höchstens regional bekannt werden.

Die Komplettlesung von Brock:

Covergestaltung: Jana Stendal