Der große Durchhänger. „Die Saga von Garth und Torian“ 4

„Die Straße der Ungeheuer“ ist der erste Teil der Garth und Torian-Saga, der nicht mehr das Niveau der Vorgänger hält. Wie so oft erkennt man das – oder findet zumindest Gründe es zu befürchten – bereits an der äußeren Gestaltung des Romans. Ganze 230 Seiten hat der, und damit ein Drittel mehr als die Vorgänger. Die glänzten jeweils dadurch, eine recht klassische Swords-and-Sorcery-Handlung genau betrachtet durch sehr wenige Szenen oder, filmisch gesprochen, wenige miteinander verbundene Sequenzen, durchzuführen. Die Spannung war durchweg hoch, Eines führte zum Anderen, kaum hatte man begonnen, war man auch schon beim großen Finale angelangt. Man fühlte sich wie in einem Film: stark in die Handlung geworfen und atemlos bis zum Schluss.

Die zusätzlichen Seiten verschwendet „Die Straße der Ungeheuer“ dagegen vor allem auf Random Encounters, wie man sie aus PC-Rollenspielen kennt.
Grob die Handlung: Torian und Garth haben sich getrennt. Beide erleben, gerade als jemand sie gefangen nehmen möchte, eine besorgniserregende Veränderung der Welt: Die Luft scheint zu wabern, Häuser stürzen ein, Straßen verschwinden. In Gefangenschaft wieder vereint erfahren sie, dass die aus den Vorgängern bekannten Magier ein sogenanntes Tor in ihrer Schattenburg geöffnet haben sollen, die mittlerweile längst verlassen liegt. Ein Magier will Torian anwerben, dieses Tor zu schließen, da er immer noch die Macht der Spinne in sich trage und das deshalb besonders gut könne. Garth und die Tempeldienerin Shyleen hat er mitgefangen, um Torian unter Druck zu setzen. Es gibt ein bisschen Geplänkel, dann erklärt man sich bereit, und dann folgt der Weg zur Burg. Und hier liegt das Problem: Ständig werden die Helden von Zeugs angegriffen, das Hohlbein besser weggelassen hätte. Ein lebendiger Wald, Illusionen, noch mehr Illusionen, untote Krieger. Es vergeht mit diesen schrecklich platten Fantasy-Tropen einfach viel zu viel Zeit, ehe man in der Burg ankommt, sich die Handlung durchaus zweimal auf interessante Weise wendet und das bekannte wilde Finale ansteht, das durchaus das Finale der Reihe sein könnte, aber offen genug bleibt für weitere Bücher, die dann ja auch noch folgen.

Abseits der schwachen CRPG-Passagen stört an dem Roman auch das aus dem letzten Band importierte Problem, dass die Macht des Helden ausgerechnet aus einem Spinnenbiss stammt. Geht es generischer? In einem Kampf mit mächtigen Magiern, von denen wir mittlerweile wissen, dass sie eine geheimnisvolle alte Rasse sind und Überbleibsel von etwas, das die Menschen vor tausenden Jahren vernichteten, stammt das, was die Magier interessiert, von einem Biss, den man dem Helden zufällig in einer Höhle beigebracht hat? Ich habe in der letzten Besprechung ja schon auf bessere Möglichkeiten hingewiesen.

Relativ kurzweilig bleibt die Reihe aber durchaus, und man kommt locker an einem Tag durch den jeweiligen Roman, sodass man die 60 Seiten Langeweile auf der Straße der Ungeheuer halbwegs verzeihen kann. Immerhin bekommt man dafür einen interessanten Abschluss der Magierhandlung. Es wird interessant werden zu sehen, was die Helden in den folgenden beiden Texten ohne Magier machen. Zum Schluss dieses Romans fühlt Torian in seiner Zufriedenheit, noch am Leben zu sein, zumindest erst einmal eine große Leere.

Bild: Pixabay.

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