Stilistisch stark, erzählerisch schwächer. „Rombo“ von Esther Kinsky überzeugt leider nicht rundum.

„Rombo“ von Esther Kinsky ist stilistisch in etwa so stark, wie ich es bereits erwartet hatte.

Ein Alpental in Italien, in dem allerdings eine unbenannte slawische Sprache bzw. ein Dialekt vorherrscht. Ein Erdbeben, das ein kleines Dorf erschüttert. Ein zweites Erdbeben einige Monate später, das zur Flucht zwingt.

Innerhalb dieses Szenarios schafft Kinsky viele dichte poetische Beschreibungen, und erzählt in kurzen Kapiteln in Ich-Perspektive, überschrieben mit dem jeweiligen Namen der Person, die Geschichten mehrerer Bewohner.
So stark es sprachlich/bildlich ist, narrativ überzeugt „Rombo“ mich nicht wirklich. Es kommt nie so wirklich auf Zug, und je mehr die Ich-Perspektiven überwiegen, desto weniger interessant ist das Ganze. Ein Problem sicherlich, dass sich die einzelnen Personen sprachlich nicht voneinander unterscheiden, alle im gleichen Tonfall reden. Solche Perspektiv-Kapitel nur per Überschrift voneinander abzusetzen, macht es schwer zu folgen, weil man sich regelmäßig bewusst erinnern muss: Aha, das ist jetzt der/die XY, die spricht. Das reißt aus dem eigentlich Erzählten heraus. Hier sollten, gerade in einem Buch, dem die Sprache so wichtig ist, sprachliche Marker im Text stecken.

Dennoch ist „Rombo“ ein starkes Naturerlebnis und eine Auseinandersetzung mit menschlichen Schicksalen in einem Dorf, das 1976 fast noch so lebt wie 1876. Dass es nun keine Chance mehr hat, den Deutschen Buchpreis zu erringen, ist schon in Ordnung, es gab in diesem Jahr stärkere Titel. Auf der Shortlist hätte es aber auf jeden Fall stehen müssen. Dort stehen auch dieses Jahr wieder einige deutlich schlechtere Titel.

Bild: Eigenes.

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