Höchstens durchschnittlicher Spionageroman von der Autorin eines der stärksten Fantasy-Werke überhaupt. Angélica Gorodischers “Die Vase aus Alabaster” enttäuscht.

“Die Vase aus Alabaster” von Angélica Gorodischer ist leider ein eher enttäuschendes Buch. „Kalpa Imperial“ von der gleichen Autorin war ein faszinierend gebauter Fantasy-Roman in Kurzgeschichten und längeren Erzählungen. Komplex, poetisch, offen. Und ohne Schwierigkeiten einer der herausragendsten fantastischen Romane aller Zeiten. „Die Vase aus Alabaster“ dagegen ist wirklich nichts mehr als ein plotgetriebener Spionageroman. Und eigentlich noch nicht einmal das. Denn der Plot kommt auch nicht so wirklich in Fahrt. Laut Klappentext soll es um eine Spionin gehen, die in ihren Sechzigern noch einmal einen Auftrag übernimmt und sich durch eine chaotische Geschichte in einem ebenso chaotischen Mexico City kämpft. Tatsächlich ist es so, dass wir die meiste Zeit überhaupt nicht wissen, was der Auftrag ist. Nur, dass sie sich mit einem Millionär anfreunden soll. Und in den Erfolg stolpert die Spionin eher rein. Lernt einige Leute kennen, die sich damit beschäftigen, reiche Amerikanerinnen auszunehmen. Recht viele hölzerne und oft belanglose Dialoge folgen. Darüber lernt sie dann den Typen kennen. Wo ist die Spannung? Nicht nur wir kennen ihren Auftrag ja nicht, auch sie weiß nicht mehr, als dass sie sich mit diesem Typen anfreunden soll. Es gibt also kein Mitfiebern, weil wir nichts über die Gefahr wissen oder ob es überhaupt eine gibt. Das einzige Rätsel, das sich Lesenden stellt: Wo soll das eigentlich alles hinführen? Das ist nicht wirklich ein gutes Rätsel. Könnte man mit einer Hauptfigur, die ihre eigene Aufgabe kaum kennt, eine gute Geschichte bauen? Wahrscheinlich. Aber hier plätschert alles nur so vor sich hin. Es gibt noch ein wenig Reibereien mit den Töchtern, die denken, die Mutter sei auf Urlaub und eigentlich möchten, dass sie im heimischen Argentinien bleibt. Es gibt ein paar bissige Kommentare zu hochhackigen Schuhen und den Erwartungshaltungen der Gesellschaft an die Ü-60-Generation. Aber nichts davon wird wirklich durchgezogen, zu einem Thema gemacht, das den Romanen retten könnte. Auch sprachlich handelt es sich um einen reinen Mix aus Dialogen und berichten über „Fakten“ aus einer fiktiven Welt. Nichts von der poetischen, der Situation immer angemessenen Sprache von „Kalpa Imperial“. Nichts von der faszinierenden Großstadt-Atmosphäre von Mexiko-City, die der Klappentext verspricht. Der Großteil der Geschichte könnte genauso gut in Gießen spielen. Schade.

Bild: Pixabay.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..