Mein Lenz beim Blogbuster & mein Lenz-Essay bei DieKolumnisten.

Wenn einmal etwas Positives über einen Selbst (bzw. meine Literatur) im Internet steht, sollte man es festhalten. Mein Text hat es beim BlogBuster zwar leider nicht in die nächste Runde geschafft, aber Bloggerin Constanze Matthes (Zeichenundzeiten) schreibt das Folgende:

„Sören Heim mit seinem Text „Lenz“ steht in meiner Auswahl indes ebenfalls auf dem Treppchen ganz oben – auch wenn ich ihn nicht weiter delegieren kann, was ich sehr bedauere. Darin führt er den Leser ins Russland des 18. Jahrhunderts und in das Leben des Schriftstellers Jakob Michael Lenz (1751 – 1792). Heims Manuskript ist nicht umfangreich, aber sehr dicht, weil es interessante Einblicke sowohl in die wichtigsten Lebenstationen von Lenz sowie sein kulturelles wie politisches Wirken als Lehrmeister und Dramatiker als auch in die einstige politische wie gesellschaftliche Situation Russlands gibt. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieser Text gedruckt und gelesen wird.“

Danke für die netten Worte :)

Eine essayistische Auseinandersetzung mit Lenz von mir gibt es hier.
Und da auf dieser Seite noch viel Platz ist und vielleicht ja auch mal ein passender kleinerer Verlag hier reinschauen könnte, folgt nun noch das Vorwort zum Roman, das ich vorerst als unorthodoxes Exposé zweckentfremdet habe:

Im diesem kurzen Roman soll es einmal wieder um Lenz gehen, soll dieser vom Schicksal so verhöhnte junge Mann gegen Freunde und Feinde, vor allem solche der sogenannten Nachwelt, wenn schon nicht ins Recht, so zumindest in ein weiteres, neues Licht gerückt werden.
Lenz ist kein historischer Roman. Lenz ist keine Verteidigungsschrift. Lenz ist vor allem keine dieser weiteren modischen Anklagen gegen den Taktiker Goethe, dem ein romantischer Gefühlslenz entgegengestellt wird. Diese frühlingsgefühlige Marotte ist ja das größte Verbrechen gegen Lenz, der in vielem vielleicht Goethescher war als Goethe selbst Zur Struktur: Den roten Faden bildet ein Tag im Leben des Dichters in seiner späten Moskauer Zeit. Davon werden in jeweils aus dem Vorangegangen begründeter Assoziation Rückblenden abgespalten, die den Großteil der entscheidenden Lebensstationen des Dichters umspannen. Einen zweiten, kommentierenden Rahmen formen Gespräche zwischen drei früheren Schülern Lenzens und dessen Freund Karamsin. Beide Rahmen überlagern sich so, dass keiner sicher als der übergeordnete ausgemacht werden kann, und die Erzählung stets mit einem Bein in der Sphäre des Fantastischen steht. Den Schluss des Romans markiert die hochgestimmte Ankunft in Weimar 1776, freilich für den Leser bereits in dem Wissen, dass dem triumphalen Schluss eine durchwachsene Zukunft folgt. Ausgespart bleibt die schon von Büchner brillant bearbeitete Gebirgsepisode. Sie kann in einigen markanten Zeichnungen etwa in der Mitte des Buches angerissen werden.
Im Mittelpunkt steht Lenzens Moskauer Zeit. Immerhin noch gute zehn Jahre, in denen der nach 1776 und Weimar Totgesagte mit den bedeutendsten Schriftstellern seiner Zeit verkehrte, Projekte anstieß, Briefe schrieb und Kant, vielleicht auch Shakespeare, nach Russland brachte.
Lenz ist in erster Linie eine Fantasie. Düster, heiter, sprunghaft. Eine Erzählung, die in Gesprächsrunden, Erinnerungen und Traumszenen Ideen nachspürt: Etwa der: Was, wenn Lenz viel tiefer in die Freimaurer-Aktivitäten seiner Moskauer Freunde verstrickt war, als es das Bild vom Träumer Lenz nahelegt? Was, wenn gar ein Umsturz geplant gewesen wäre, die Verfolgung der progressiven Zirkel seit der französischen Revolution in Russland nicht Hysterie war, sondern knallharte Realpolitik? Oder andersrum: Was, wenn es um Lenz viel schlimmer stand, als die Dokumente es überliefern? Wenn der Wahn System hatte und nur er sich überall im großen Kampf mit den Zeiten wähnte? Und wie weit liegen in einer Welt, die, so müssen es die Zeitgenossen gefühlt haben, zerbricht, diese beiden Sphären eigentlich auseinander?

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