Warum ausgerechnet eine Spinne? „Garth und Torian“ 3

Man muss schon Respekt davor haben, wie es Wolfgang Holbein gelingt, auch im dritten Teil der Garth und Torian Saga sofort wieder in die Geschichte hineinzureißen. Die beiden Protagonisten sind gemeinsam mit der Tempeldienerin aus dem zweiten Teil auf der Flucht und geraten in einen Sturm. Sie flüchten sich gerade so in eine Höhle, wo Torian beim Erkunden von einer Blutspinne gestochen wird. Die Tempeldienerin hatte sich unterwegs verletzt, und so begibt man sich notgedrungen in Garths alte Heimatstadt. Man trifft ein paar alte Bekannte und wird von seltsamen Schatten verfolgt, die sich dann als seltsame menschenartige Wesen ohne Augen herausstellen. Bald werden alle drei in eine Stadt unter der Stadt entführt, und auch die Magier haben wieder ihren Auftritt.

Wie schon die beiden Vorgänger ist der Roman atmosphärisch stark und baut gut Spannung auf. Garths Begegnungen mit alten Bekannten in seiner Heimatstadt tun noch mal einiges dafür, die Welt auch abseits von Wüsten, verlassenen Höfen und Quest-Locations belebter wirken zu lassen, und das erneut ohne all das Geschwätz, das in der Fantasy „Worldbuilding“ genannt wird. Die Welt von Garth und Torian wirkt plastisch, atmosphärisch, ohne dass man im Anschluss wahrscheinlich Karten davon zeichnen könnte. Auch die Ereignisse, die die Protagonisten gefährden, sind gut gesetzt und gut aufgebaut. Das Pacing ist erneut sehr stark.

Ehrlich gesagt hätte ich mir gewünscht, dass die Magier diesmal abwesend bleiben. Gewiss, sie sind das große Thema im Hintergrund des Romans, aber während das im ersten und zweiten Teil sauber aus der kleinen Handlung hervorgeht, wirkt es hier etwas aufgesetzt. Die Magier sind nämlich an dem interessiert, was die Attacke der Blutspinne mit Torian gemacht hat, und das war nun mal ein zufälliges Ereignis. Sollten die Magier halbwegs glaubhaft bleiben, hätten sie das niemals planen können. Warum musste es die Blutspinne sein? Die Magier hätten ja auch interessiert sein können an den Folgen dessen, was mit Torian durch den Fluch im ersten Roman passiert ist oder durch die Konfrontation zweier alter Magien, die im zweiten Roman den Fluch von Torian nahm. Das hätte sehr viel organischer innerhalb des Erfahrungshorizonts der Magier gelegen. Stattdessen müssen die Magier nun zu einer fast allmächtigen Gruppe aufgebaut werden, die Torians verschlagen Werden in eine vollkommen willkürliche Höhle und den dann noch mal willkürlichen Angriff eines wilden Tieres geplant haben, damit das Finale von Band 3 und die Grundlage alles Folgenden ermöglicht wird. Was, wenn die Protagonisten es nicht mehr geschafft hätten, vor dem Sturm, den die Magier anscheinend beschworen haben, in die Höhle zu fliehen? Was, wenn nicht Torian, sondern Garth die Gänge erkundet hätte? Oder niemand? Das ist selbst für die leichte Unterhaltung, die die Reihe sein möchte, ein bisschen sehr gezwungen, zumal es eben bessere Möglichkeiten gegeben hätte.

Ansonsten, wie gesagt, weiter gute, temporeiche Unterhaltung ohne all das Gedöns drumherum, das viele klassische Fantasy so unlesbar macht.

Bild: Wikiart, gemeinfrei.

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