Starker Beginn, katastrophale 2. Hälfte. DSA-Roman „Spielsteine der Götter“.

„Spielsteine der Götter“ ist jetzt mein erster Totalausfall, seit ich zusätzlich zu den damals im Kindle Unlimited Abo vorhandenen DSA-Romanen auf Basis von Klappentexten und Rezensionen noch weitere auswähle. Ich fürchte, ich habe diesmal nicht in die Rezensionen auf Wiki Aventurica geschaut.

Denn was die Kritik dort bemängelt, stimmt, und es ist eher noch untertrieben:

„Er liest sich in weiten Strecken wie ein mittelmäßiges DSA-Abenteuer, das zwar mit netten Meisterbeschreibungen zum Weiterlesen anregt, dabei aber nicht über eine lineare Aneinanderreihung von Abenteuerepisoden hinausgelangt. Originelle Überraschungen gibt es keine. Die Charaktere bleiben stumpf und stereotyp. Auch die Hauptperson bleibt unnachvollziehbar, so dass ein wirkliches Eintauchen schwerfällt. Die epische Dimension des Endes wird schlecht eingeführt und wirkt deshalb überdimensioniert und unpassend.“

Das ist schade, denn der Roman beginnt ziemlich gut. Die ganze erste Hälfte ist lesenswert. Taron wird mit einigen Schwierigkeiten in die Kriegerakademie in Donnerbach eingeführt, er wächst heran, hat persönliche Probleme auszustehen und verliebt sich in eine Elfe. Die beiden haben eine Affäre. Mehrfach verteidigt Taron parallel eine junge Magd, und schließlich erschlägt er bei so einer Gelegenheit einen Kameraden. In einem darauf folgenden Streit stößt er auch die Elfe von sich, flieht und damit endet der gelungene Teil des Romans.

Wir treffen Taron etwas später in Havena wieder, wo er einem Zwerg das Leben rettet und dieser erklärt, er müsse ihn nun begleiten, bis er sich revanchieren könne.

Sofort folgt der nächste Zeitsprung. Jahre später, im aventurischen Süden. Taron und der Zwerg sind immer noch gemeinsam unterwegs, sie schlagen sich als Begleitschutz und Abenteurer durch. Mit einer Gruppe samt Magierin geht es wieder Richtung Norden. Sie werden von Räubern überfallen und überleben gerade so. Taron macht sich auf, einer Witwe die Nachricht vom Tod ihres Gatten zu überbringen und kommt selbst mit der Witwe zusammen.

Bis hierhin hätte es vielleicht gerade noch so funktioniert mit diesem Roman. Ja, das sind viele Zeitsprünge, besonders störend, da der Text so kontinuierlich begann. Da ist vieles, was nur Schlaglicht bleibt. Aber vielleicht hätte nun irgendetwas, z.B. die Erfahrungen im Familienleben, das Aufziehen eines fremden Kindes, Taron dazu bringen können, nach Donnersbach zurückzukehren und zu versuchen, seine früheren Fehler wiedergutzumachen.

Aber stattdessen zieht er nun mehrfach als Söldner gegen Orks und wird bald hineingezogen in die große Dämonenschlacht. Denn Taron trifft wieder mit der Magierin aus seiner Gruppe zusammen, die sich dann als Dämonenpaktiererin enthüllt. Weltgeschichte! Namen von Dämonenmeistern, die man nur kennt, wenn man sich in der Geschichte von DSA auskennt. In keiner Weise organisch in das Geschehen eingefügt. Erbärmliche Kampfbeschreibungen. Dämonen über Dämonen. Auch der Zwerg ist wieder da, und der ganze „Ich will mich revanchieren“-Plot wird aufgelöst, indem er sagt: Früher wollte ich dein Leben retten, jetzt will ich dich töten. Im Heerlager ist auch die Elfe, verzeiht Taron ohne großen Streit und sagt dann voraus, dass sie sich nie wiedersehen werden, weil sie bald stirbt. In der Schlacht bekommt Taron eins auf den Kopf, als es aussieht, als sei alles verloren, und als er wieder erwacht, ist die Schlacht gewonnen.

Ich habe wirklich NOCH NIE einen Roman gelesen, der so wild von Handlungselement zu Handlungselement springt und so mit aller Gewalt lose Enden verknüpft, ohne dass das in irgendeiner Weise erzählerisch befriedigend wäre. Ach ja: Die Figur Mara (die Magd) bekommt nach ihrer Rettung im ersten Teil im zweiten Teil immer mal wieder kleine Unterkapitel, und man weiß da schon: Das ist nur, weil sie irgendwie für den Schluss wichtig sein soll. Denn nichts führt diese Figur als Figur aus oder weiter. Es ist immer gerade genug, damit wir nicht vergessen, dass es diese Figur noch gibt.

„Spielsteine der Götter“ ist eine Katastrophe und wahrscheinlich bisher der schlechteste DSA-Roman, den ich gelesen habe. Und einer der schlechteren Romane überhaupt. Selbst die schlimmsten DSA-Romane bisher hatten zumindest noch einen leidlich kohärenten Spannungsplot. Viele waren zugegeben deutlich schlechter als die erste Hälfte von „Spielsteine der Götter“, die mit detaillierten Beschreibungen des Lebens in Donnersbach, interessant angelegten Konflikten sowie Figuren durchaus einen deutlich überdurchschnittlichen „Bildungsroman“ eines rondragefälligen Kriegers und dessen Probleme zwischen Rondraglaube, Liebe und Freundschaften versprechen.

Aber entsprechend ist die zweite Hälfte dann nur umso schlimmer. Hätte der Text einfach schwach begonnen, hätte man ihn vielleicht einfach gar nicht gelesen. So reißt der Roman alles ein, was in der ersten Hälfte aufgebaut wurde.

Bild: Wikiart, gemeinfrei.

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