Ein Tod, der der Reihe schadet. „Die Unsichtbare Bibliothek“ von Genevieve Cogman (III).

„Die flammende Welt“, der dritte Band der Reihe rund um die Unsichtbare Bibliothek von Genevieve Cogman fährt leider wieder zurück, wodurch sich der zweite Band gegenüber dem ersten ausgezeichnet hat: also etwas mehr erzählerische Atmosphäre und eine etwas zusammenhängendere Welt. Der dritte Band ist vor allem wieder ein wilder Ritt. Positiv ist, dass die Welt aus dem ersten Band anscheinend neben der Bibliothek tatsächlich die Hauptwelt bleibt. Dort ist der Detektiv Vale von Chaos infiziert worden, und niemand weiß, wie man das rückgängig machen kann. Außerdem ist Zayanna, die abtrünnige Elfe aus dem zweiten Band, aufgetaucht und behauptet, von ihrem Volk rausgeschmissen worden zu sein. Parallel werden Irene und Kai auf die Jagd nach einem Buch in eine Parallelwelt geschickt, die von einem magischen zaristischen Russland dominiert wird. Die Info hätte ich mir genauso gut sparen können, denn dieses Russland ist für ein paar zehn Seiten Kulisse, und dann kommt der große Knall. Alberich, der Widersacher aus dem ersten Band und wahrscheinlicher Hauptwidersacher der Reihe, hat eine Art Antibliothek aufgebaut und versucht nun, beides zu vereinen in der Hoffnung auf, naja, eben einen großen Knall. Irene stellt fest, dass Zayanna die ganze Zeit für Alberich gearbeitet hat und zwingt sie dazu, sie in Albrechts-Chaosphäre zu begleiten.

[AB HIER SPOILER]

Hier kommt es zu einem ebenso langen wie weitreichenden Endkampf, in dem Irene und Alberich sich verschiedene Dinge mit der magischen Sprache der Bibliothekare um die Ohren werfen. Zayanna kommt dabei um.

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern ist der dritte Band der erste, bei dem ich mich phasenweise gelangweilt habe. Selbst die reine Spannung, ohne nachzudenken, wird hier nicht so gut aufrechterhalten. Ein paar weitere Probleme: Dass die abtrünnige Elfe jetzt schon wieder auf die Seite geschafft wird, ist meiner Ansicht nach keine gute Entscheidung. Eine solche Figur hätte den Verhältnissen von Irene zu ihren Nebenfiguren, bisher ein menschlicher Detektiv und ein Drache, etwas Tiefe verliehen, sind doch die Elfen quasi die Antipoden zu den Drachen. Und ein Hauptpunkt des letzten Romans war, dass die Drachen nicht einfach gut sind und die Elfen nicht einfach böse.
Noch ein Problem: die „Sprache“. Viel wurde bisher daraus gemacht, dass diese Sprache keine Magie ist und besonders gut dann wirkt, wenn man Dinge in ihren quasi natürlichen Zustand zurückversetzen will und umso schlechter, je mehr man gegen die Natur arbeitet. Generell wirkt sie auf Unbelebtes schlechter als auf Belebtes und so weiter, aber spätestens seit dem zweiten Band wirkt Irene ständig unglaubliche Dinge gegen Belebtes und gegen das, was man am ehesten für den natürlichen Zustand eines Dinges zu halten geneigt sein mag. Es wird zwar pflichtschuldig erwähnt, wie viel Kraft das Irene kostet, aber das Kosten von Kraft hat dann regelmäßig keine längeren Auswirkungen. Dann hätte man sich diese Einschränkungen auch sparen können.

Bild: Wiki, gemeinfrei.

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