„Die Suche“ von Ina Kramer ist die Fortsetzung von „Im Farindelwald“ und durchaus wieder ein lesenswerter DSA-Roman, auch wenn ihm der Zauber des Vorgängers ein wenig abgeht. Wir treffen Anselm in Salza wieder, wo er bei seinem Onkel lebt und auch Sylphinja, die endlich eine Hexe gefunden hat, bei der sie in die Lehre gehen kann. Besonders dieser zweite Teil liest sich, obwohl er ansprechend geschrieben ist, teils etwas langatmig. Das mag auch daran liegen, dass ich mit „Greetja“ bereits ein weiteres Buch von Kramer hinter mir habe, in dem eine Hexe in die Lehre geht und Sylphinja bereits im ersten Teil ja ausgiebig sozusagen bei der Natur in die Lehre gegangen war bzw. sich selbst gelernt hatte.
Etwas spannender wird es eigentlich erst, als Sylphinja zwischenzeitlich mit Lehrerin KarlittaX in Salza weilt, wo sie kurzfristig von einem scheinbaren Geliebten in Gefahr gebracht wird. Doch auch das währt nicht allzu lang.
Anselm dagegen verlässt Salza bald, und begibt sich auf eine Odyssee durch verschiedene Städte auf der Suche nach der Bardin Traviane, die wir vom Beginn des ersten Teils kennen. Man verpasst sich regelmäßig knapp, und doch erreichen Anselmn einige Nachrichten, die ihm unter anderem mitteilen, dass er eine Schwester habe. Wer „Im Farindelwald“ aufmerksam gelesen hat, kann sich denken, wer diese Schwester ist. Anselms Reise ist relativ spannend, und führt durch die wahrscheinlich stimmigste Gegend von „Das Schwarze Auge“, das Nordland, was auch bei PC- SpielerInnenn für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt. Natürlich werden Anselm und Sylphinja schließlich zusammengeführt, und auch diese Zusammenführung ist gelungen. Bis dahin hat man allerdings das Gefühl, zwei parallele Romane zu lesen, was nicht wirklich optimal ist. Das mag auch zeitweise schuld sein am Eindruck der Langatmigkeit, denn der Wechsel erfolgt nicht etwa Kapitelweise, sondern teils etwa nach 100 Seiten oder mehr. Und wenn dann die Geschichten teils eher spannungsarm sind, ist das zu viel des Guten
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Wie schon „Im Farindelwald“ bedient sich auch „Die Suche“ des Kniffs, eine Figur aus einer Erzählung, in diesem Fall einem hexischen Lied, später tatsächlich auftauchen zu lassen.
Diesmal handelt es sich um die Riesin Yumuda. Der Kniff ist wieder gelungen, und Kramer zeigt, wie man mit mächtigen Figuren umgehen kann, ohne sie in ähnlicher Weise der Lächerlichkeit preiszugeben, wie das DSA Dämonen gegenüber für gewöhnlich macht. Ähnlich wie der Riese Orkfresser in „Der rote Fluss“ wirkt auch Yumuda einzigartig. Lieder und Gespräche künden von ihrer Existenz, doch ist man kaum sicher, ob sie noch lebt. Riesen gehören größtenteils in das Reich der Legenden. Als Yumuda dann tatsächlich ihren Auftritt hat, hat man das Gefühl, wirklich ein gigantisches Wesen aus einer anderen Zeit zu erleben.
Genauso müsste man auch mit Dämonen verfahren und genauso verfährt Kramer auch mit dem einzigen dämonischen Einfluss in der Serie. Normalerweise dagegen sind Dämonen in den DSA-Romanen leider so häufig, dass sie so viel oder so wenig Eindruck erwecken wie ein Kaninchen, das durchs Feld hoppelt. Aha, schon wieder ein Dämon, denkt man. Was auch sonst.
„Die Suche“ ist wieder lesenswert, kennt sprachlich schöne Passagen aber ist nicht ganz der zweite Teil, den „Im Farindelwald“ verdient hätte. Allerdings brauchte „Im Farindelwald“ sowieso nicht zwingend einen zweiten Teil.
„Im Farindelwald“ bei Kommunikatives Lesen.
Bild: Wikiart, gemeinfrei.