Feudalismus und verbotenes Bier. DSA – “Der Erbe von Tannfells”.

Auch “Der Erbe von Tannfells” ist noch einmal ein im Großen und Ganzen lesenswerter DSA Roman und gehört zum besseren der Fantasy, die ich in den vergangenen Jahren gelesen habe. Nicht auf dem Niveau von „Im Farindelwald“ und „Der Scharlatan“, aber doch zumindest atmosphärisch und spannend.

Der Roman erzählt von Erlmar (jepp, „Elmar“ mit extra-R), einem Schweinezüchter, der ganz langsam in einen Kampf um die Landesherrenschafft einer kleiner Andergastschen Gemeinde hineingezogen wird, nachdem er einen Flüchtigen beherbergt hat. Dieser stellt sich mit der Zeit als der wahrscheinlich rechtmäßige Erbe von Tannfels heraus.

Diese Geschichte ist zugegeben etwas generisch, obwohl sie ihre interessanten Wendungen hat, indem der typische Fantasy-Plot eines vom „Blut“ her berechtigten Thronfolgers, der einen Usurpator stürzt, mit der Zeit umgebogen wird in den eines Menschen, der versucht, als besserer, sozialerer, Herrscher einen Tyrannen zu stürzen. Erst, als der Aufständische versteht, dass nicht sein altes Recht, sondern die Unterstützung der breiten Bevölkerung ihn zum Herrscher machen könnte, wendet sich sein Los zum Besseren. Gleichzeitig bleibt der Erfolg ambivalent, denn dem Aufstand gelingt es, ein fremdenfeindliches Vorurteil, vergleichbar der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“, gegen den bisherigen Herrscher zu wenden. Auch wenn der neue Herrscher also einige Veränderungen einführt, die positiv zu sehen sind, gründet er seine Herrschaft zuletzt nicht mehr auf den reinen Zuspruch des Volkes, sondern auf den durch die negativste Eigenschaft dieses Volkes mitbegründeten Zuspruch.

Anders als etwa „Im Farindelwald“ glänzt „Der Erbe von Tannfels“ nicht sprachlich. Es ist eine einfache Gebrauchssprache, die den Plot vorantreibt. Nebst einiger zu modern klingender Entgleisungen. Seine Stärke zieht der Text aus dem relativ tiefen sich Versenken in Zusammenhänge des Land- und Dorflebens. Machtstrukturen, Wirtschaftskreisläufe, besonders die Schweinezucht, die Köhlerei und das illegale Bierbrauen werden plausibel beleuchtet, ohne dass das in Erklärexzesse ausartet. Man erlebt diese Dinge mit, während über das erste Drittel des Romans die Hauptfiguren aufgebaut werden, ohne dass sogleich der Kriegsplot dominant würde. Sehr putzig dabei auch das Verhältnis von Erlmar zu seinem zahmen Eber „Ork“.

Die Kampagne und der Kampf zum Schluss wirken allerdings etwas rasch dahingeworfen und es braucht viele Zufälle, um einige der tieferen Verwicklungen zu lösen. Fast habe ich den Eindruck, dass Autor Dominik Schmeller das alltägliche Leben mehr interessiert als Kriege und Thronfolgen. Vielleicht hätte er sich darauf konzentrieren sollen und hätte einen noch stärkeren Roman vorgelegt. Total misslungen ist meines Erachtens der kurze Prolog, in dem zwei Bäume eine Kampfszene beobachten. Oder sind es Waldschrate? Sie scheinen ihre Positionen ändern zu können. Gibt es in Aventurien ein Äquivalent zu Ents? Meines Wissens nicht. Egal, was es ist. Diese Figuren tauchen nie wieder auf, was die Passage wie einen Fremdkörper wirken lässt. Man hätte die Passage problemlos auktorial erzählen können, oder es ganz bleiben lassen, oder eben ein Leitmotiv daraus machen, um den Text rund zu bekommen. So wirkt es wie ein Gimmick, um ein paar Überlegungen zum menschlichen Raubbau an der Natur einzuschleusen, die dann im weiteren Text ebenso wie die sprechenden Bäume nicht mehr aufgegriffen werden. Schade, denn stilistisch ist dieser Prolog das Gelungenste an Roman.

Bild: Wikiart, gemeinfrei.

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