In den nächsten Wochen werde ich ein paar Mal in Richtung Film abschweifen. Genauer: Mit Kommentaren zum Wieder-Anschauen der Star Wars Episoden I-VII. Die Beiträge spannen sich von launischen Notizen über zwei verbreitete Fantheorien hin zu einem Fazit, das vielleicht den verfemten „Prequels“ mehr Recht widerfahren lässt, als das bisher geschieht.
Episode 1 – Die Dunkle Bedrohung: Anakin vs Rey
Noch ohne die neuen Filme zu kennen konnte ich die Kritik, dass Rey ohne längeres Training zum supermächtigen Jedi werde, breche mit der Vorstellungswelt von Star Wars schon ein wenig nachvollziehen. Obwohl Star Wars nun wirklich nicht viel auf Kohärenz gibt. Aber gestern habe ich Episode 1 nochmal gesehen. Und bitte: Nach Pod-Racer-Baby Anakin, der nicht nur ultragefährliche Rennen gewinnt und unglaublich komplexe Maschinen zusammenbaut, sondern noch im Alleingang ein gigantisches Schlachtschiff zerstört (alles in der ersten Filmhälfte) sollte man sich über die „untrainierte“ Rey doch wirklich nicht beschweren… zumal den Autoren vorgeworfen wurde, sie machten das nur, um eine Frau zu Heldin aufzubauen. Nee, spätestens seit Super-Jesus-Satan-Anakin ist der Zug abgefahren und sowas dann doch nur ein sexistischer Abwehrreflex, getarnt als Filmkritik.
Episode 1 – Jar Jar stinks?
Auch Jar Jar Binks kann ich heute nicht mehr so schrecklich finden, wie es die allgemeine Wut damals aufgedrängt hat. Allerdings: dem Vorwurf, rassistische Stereotype zu reproduzieren entkommt Star Wars nicht ohne weiteres, indem man darauf hinweist, dass wer in einem Alien eine Fortschreibung der Darstellung von Schwarzen in Minstrel Shows sieht, wohl vor allem selbst ein Problem habe. Ausdrucksweise, Unterwürfigkeit usw, Jar Jar bedient das volle Programm*. Will sagen: innerhalb der Geschichte nervt Jar Jar weniger als erwartet, wenn man aber ein bisschen über den Charakteren nachdenkt, nervt er plötzlich deutlich mehr.
* Man stelle sich beispielsweise vor, ein Sci-Fi Szenario entwürfe eine Alienrasse, die keine Geschlechter kennte. Aber dafür eine Gruppe körperlich starker, manchmal aufbrausender, hart arbeitender kämpferischer Aliens und eine Gruppe zarter, sanfter, gerne putzender und kochender Aliens, was als perfekte Symbiose dargestellt und in keiner Weise kritisch gewendet wird – würde man darin nicht zurecht, obwohl Geschlecht offiziell nicht vorkommt, eine Fortschreibung von Geschlechterstereotypen sehen?
Episode 2 – Angriff der Klonkrieger: Kino zum Vergessen
Die Verfolgungsjagt am Anfang mit ihrem wirklich kaum tragbaren Sturz und Flugszenen ist das letzte, woran ich mich überhaupt aus dem Kino erinnere. Ich habe mir den Film direkt bei Erscheinen mit meinem Vater angeschaut, und anscheinend die ganze Handlung nach diesem Auftakt verdrängt. Seit dem war ich gar nicht mehr im Kino. Und schau an: Episode 2 fängt genauso beschissen an, wie ich mich erinnere. Immerhin bin ich mittlerweile so klug, während der Verfolgungsjagden einfach ein Buch zu lesen.
Liebesgesülze, später: Ernsthaft? Man schickt ausgerechnet die beiden Personen, die sich keinesfalls ineinander verlieben sollen als erste Maßnahme auf einen romantischen Italien/Niagra-Falls-Urlaub, wo Natalie Portman im rückenfreien Kleid vor dem Milchbubi herumturnt, dessen Blut keinesfalls in Wallung geraten darf, weil sonst: Supermörderatemaschinensatan? Hey, dieses Universum hat mehr als einen Todesstern verdient…
Sonst fällt mir zu Episode 2 echt nichts ein. Die Massenschlacht zum Schluss ist ganz cool. Die sich entwickelnde Intrige Palpatines könnte richtig cool sein, wären Anakin und Padme überzeugender… und dann war da noch Flummi-Joda…
Bild: Pixabay, gemeinfrei
Wieso hassen eigentlich alle Jar Jar Binks? Ich persönlich fand ihn nie nervig und sah ihn vorerst nur als albernen Side-Character, der für die Kinder erschaffen wurde. Aber wenn man ihn sich genauer ansieht und auch im Kontext der Filme II+III dann finde ich nicht, dass er „plötzlich deutlich mehr“ nerve. Ganz im Gegenteil, Jar Jar kommt durch verrückte Umstände zu einem politischen Amt und wird mit in Palpatines Maschinerie gezogen, die Macht zu erlangen und die Jedi zu vernichten. Eigentlich sehr interessant, wie er Jar Jar später benutzt, um mit Notstandsvollmachten ausgestattet zu werden. Dabei wollte Jar Jar wirklich nur das Beste, wurde aber schamlos ausgenutzt.
Das finde ich durchaus interessant, da es ein kleines Zahnrädchen in Palpatines gigantische, diabolische Maschinerie zeigt.
Und bezüglich des etwas affig seins usw., sollte man nicht vergessen, dass der geliebte C3PO damals nicht groß anders war – tatsächlich habe ich vor einiger Zeit durch ein Interview erst erfahren, dass „damals“ C3PO gehasst wurde wie heute Jar Jar.
Aber klar, die Charaktere in Star Wars sind vordergründig nie sonderlich ausgereift. Auch alles andere in Star Wars, die Handlung selbst, die Welten, usw., sind erstmal ziemlich einfach gehalten. Sie entfalten sich erst durch ihre Eigenschaft, in allem alles reinzudenken. Man kann sich in die Welt hineinfühlen, vielleicht gerade weil sie vordergründig so einfach gehalten ist.
Zu Episode 2: Ja, die Liebesszenen sind einfach nur lächerlich. Es übertrifft jeden Kitsch, ohne dabei so etwas wie Stil zu haben. Wäre es einfach nur romantisch – kein Problem. Wäre es oberflächig oder sogar tiefgründig – auch kein Problem. Aber das hier ist einfach nur schlecht umgesetzt.
Das spannende sind die Klone – auch hier steckt viel dahinter (oder kann), was nur selten ganz knapp angeschnitten wird und worin man sich dann selbst hineindenken muss (moralische Fragen zur Erschaffung und Ausnutzung von Leben (die Klone), die den Jedis aufgezwängte Rolle usw.) und die Intrigen von Palpatine und wie er Annakin benutzt; aber hier hast du Recht, man hätte das viel weiter ausbauen sollen.
Ich wollte hier nicht Star Wars verteidigen, aber aufzeigen, dass die Stärke oder meinetwegen auch Genialität von Star Wars darin liegt, dass es eine Welt ist und nicht ein in sich geschlossenes Meisterwerk und dass es eben mehr von sich selbst und dem nicht-verfilmten lebt (also durch die Fantasie des Zuschauers) als von dem, was eindeutig gezeigt wird. So empfand ich es zumindest immer.
Ich kann also jene verstehen, die bei Star Wars in vielen Punkten etwas auszusetzen haben, aber man kann eben auch mehr darin sehen. Und ich bin gespannt, was du zu den alten Teilen sagen wirst, denn meistens werden die alten Filme über die neuen gestellt, obwohl man bei näheren Hinsehen merkt, dass sie von dem Aufbau und von der Art ziemlich ähnlich sind.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Jar Jar kann schon auch abseits der Vorstellung rassistischer Stereotype nerven… er ist schon brutal over the top… Aber dem Hass der Fans deswegen schleudere ich entgegen: Wer von euch ohne Sünde ist schmeiße den ersten Ewok!
Es werden definitiv noch positive Beobachtungen kommen, Jar Jar wird hoch erhoben werden & zu den Filmparalleln schreibe ich auch etwas…
Gefällt mirGefällt 1 Person