Achja. Lezama Limas Paradiso. Dieser Roman. Ich habe ihm bisher dreimal gelesen und hätte schon wieder Schwierigkeiten die Handlung sauber zusammenzufassen. So sprachgewaltig, so bilderreich, so opulent ist das Ganze. Lima sagt, er habe den Text ursprünglich als Gedicht angelegt, und ein wenig spürt man das noch. Der Leser folgt José Cemi und seinen Freunden durch Kindheit, Jugend und erste Erwachsenenjahre, durch wilde Feste ebenso wie an die Schule und durch erste sexuelle Erfahrungen. Die Geschichte mehrerer Generationen wird in Rückgriffen ausgebreitet, es wird viel debattiert über Politik, Religion und Ästhetik. Ein großer Lesegenuss – einerseits. Andererseits wirkt die neobarocke Sprache seltsam unverbunden mit der Handlung. Diese absolute Synthese, wie sie bei Carpentier oder Llosa vorherrscht, wird nichtmal angestrebt. Lima ist, das ist durchaus freundlich gemeint, ein Schwätzer aus Lust am Schwätzen. Aber der ganz große Roman ist Paradiso nicht. Dafür ist das alles viel zu unverbindlich.
Sprachlich Opulentes Paradies – Ohne Kern

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