Das folgende ist eine Zusammenstellung meiner Facebook-Gedanken zur wiederholten Relektüre des Herr der Ringe, des Hobbit, sowie parallel des Simarillion und Tom Shippeys Verteidigungsschrift Autor des Jahrhunderts.
Es wird viel gemeckert, hier und da auch gelobt. Dabei gilt, dass der aufgeschlossene Skeptiker und der kritischen Fan mehr von meinen Anmerkungen haben wird als der überzeugte Tolkien-Hasser. Ich lese den Autoren regelmäßig, sicherlich alle paar Jahre. Vieles der hier geäußerten Kritik ist erst durch die weit über bloße Analyse herausgehenden Lobhudeleien des in Fragen des Quellenstudiums ansonsten sehr lesenswerten Shippey motiviert. Es geht um die Dekonstruktion eines huldigenden Mythos, in den Fandom bis jetzt noch jedes Werk verspinnen konnte, wobei Tolkiens Grandezza es dem Fan dabei leicht macht, zu Gunsten einer tatsächlich literaturkritischen Einordnung. Sicher wird hier wer Tolkien einfach nur ablehnt auch seine Munition finden. Der Autor der folgenden Seiten aber liest Tolkien durchaus gern. Nur: Nicht ohne immer wieder über Schwächen zu stolpern, besonders schmerzhaft über solche, in denen das geringe Interesse an literarischer Gestaltung und modernem Erzählen die teils von Shippey überzeugend herausgearbeiteten weiterreichenden Intentionen Tolkiens untergräbt.
Inhalt:
#1 (Das Auenland / Rundumschlag)
#2 (Mythos und System)
#3 (Böses/marginalisierte Frauenrollen)
#4 (Charaktere)
#5 (Arwen/Frauenrollen 2)
#6 (Das Böse 2 – nach Shippey)
#7 (Flügel?)
#8 (Der langweilige Rat)
#9 (MacBeth)
#10 (Landschaftsbeschreibungen, ellenlange)
#11 (Hobbit-Exkurs)
#12 („The Scouring of the Shire“)
#13 (Lob des Schlusses)
#14 (Verteidigung gegen blinde Kritik)
#15 (Hobbit-Exkurs 2)
#16 ( Silmarillion)
#17 (Warum so erfolgreich?)
#18 (Zwerge = Juden???)
#19 (Nervdetails)
Tolkien Reread #1 (Das Auenland / Rundumschlag)
Irgendwo habe ich vor kurzem gelesen, ausgerechnet die Auenlandpassagen gingen vielen Lesern eher auf die Nerven. Finde ich komisch, gerade wo doch den Fans so wichtig ist, Tolkien auch als großen Literaten angesehen zu wissen. Denn nur im Auenland spielt der halbwegs auf Höhe mit schriftstellerisch größeren. Ein großes Bohei wird gemacht um die Stilebenen, die Tolkien verschiedenen Situationen und Gesellschaften zuordne. Aber nur im Auenland und etwa bis zum Abschied von Tom Bombadil erweckt er eine Gesellschaft auch mal sprachlich wirklich zum Leben. Die Mundart der Hobbits atmet, sie wird genutzt, um ein soziales Geflecht zu entwickeln und eine Handlung aus sich selbst heraus voranzutreiben. Später wird dann doch vor allem ein sprachlicher Stiefel in verschiedenen Variationen eines archaisierten Stils heruntergespielt. Monologe wechseln sich mit einem relativ steifen „was passiert als nächstes“ ab. Und die Reste des Auenlandes wirken dann oft genug nicht als Bereicherung, sondern als einfacher Fremdkörper. Beobachtung: das Adjektiv „dim“, das Tolkien bis zum Exzess an jeder passenden und nicht passenden Stelle durch den gesamten Herr der Ringe so oft anwendet, dass ich manchmal allein deswegen das Hörbuch abbrechen wollte (oft auch adverbial: „dimly“, was sich in manchen Passagen schrecklich mit Gimli beißt) kommt in den ersten 6-7 h nicht vor.
Die Steifheit der späteren Werkteile wird ja ganz gerne damit erklärt, dass HdR nun mal eben eine Revitalisierung des Epos sei. Deshalb auch die immer gleiche Wortwahl („Epitheta“). Pustekuchen. Es hat seine Vorteile, dass das klassische Epos in Versen steht und gesungen wird. Dadurch, dass auf diese Weise die Steifheit sozusagen formalisiert wird, wird sie zugleich auch in Rhythmus und Melodie überwunden. Nichts davon leider bei Tolkien: Er hat die Längen des Epos gerettet ohne das Handwerkszeug zu bewahren, dieser Herr zu werden. Im Auenland schreibt Tolkien den Anfang eines Gesellschaftsromanes, der sich durchaus auf ordentlichem Niveau entwickelt, ihm gelingen während der Flucht überzeugende Thriller/Gruselpassagen und mit Tom schafft er ein Enigma, das perfekt auf der Rasierklinge zwischen simpler Ausdeutbarkeit und großem Geheimnis tanzt. Entgegen der Selbstdarstellung hat er für die späteren Passagen gerade keinen Weg gefunden, auch diese in einer literarisch überzeugenden Weise zu gestalten. Was mich wieder zum Gedanken bringt, man müsse gerade das archaisch gemeinte radikal modern gestalten, um der Entrücktheit auch sprachlich zu Leibe zu rücken. Sicher, dass HdR gut ankommt, das belegen die unzähligen Millionen Leser. Aber das ist doch weniger, weil Tolkien das selbst gesteckte (und hoch gesteckte) Ziel so überzeugend erreicht hätte, als weil der Roman an die gleiche Art von Abenteuerlust appelliert wie Winnetou und ähnliches, und zugleich mit dem „Märchen für Erwachsene“ einen ganz neuen Markt erschloss. Was nicht verwerflich ist, bei Leibe nicht. Aber wer im HDR literarisch überdurchschnittliches sucht, muss eben im Auenland suchen.
Tolkien Reread #2 (Mythos und System)

Shippey, der mir für einen Universitätsprofessor, der über seinen Freund und Lieblingsautor schreiben darf, insgesamt zu viel Opfergehabe an den Tag legt, lobt vor allem als literarische Leistung Tolkiens, wie dieser für all die Überbleibsel mythischer Erinnerung in Märchen eine kohärente Hintergrundwelt geschaffen habe. Mögen andere streiten, ob das nicht eher eine pseudohistorische denn literarische Leistung ist. Es stützt, ohne dass das Shippey auffällt, zumindest dessen Klassifizierung Tolkiens als dezidiert modernen Autor. Doch vielleicht nicht im besten Sinne:
Mythisches und Fantastisches zeichnete sich gerade durch ihre Nicht-Regelhaftigkeit aus. Inkohärenz wäre nicht der Fehler, den es zu beheben gilt, sondern gerade das am Fantastischen, das über den mechanischen Weltzusammenhang hinaus denken und fühlen macht. Tolkien hat, nach Shippey, nun das Fantastische in den Rahmen der Fordistischen Fabrik überführt, er war sozusagen der Carl von Linné der Magie. Er machte die Fantastik qua Systematisierung der verwalteten Welt des Industrialismus kompatibel.
Nun muss man einschränken: tatsächlich ist Tolkiens Hinterlassenschaft viel heterogener, als es Shippey darstellt, und im gleichzeitigen Bemühung um Ordnung und Hinterlassen eines immer widersprüchlicheren Textganzen ist Tolkien dann tatsächlich hochmodern im besseren Sinne. Nur blenden ausgerechnet seine Freunde dieses Feature seines Werkes aus. Und innerhalb des auf Tolkien gründenden Mainstreams ist die Systematisierung der Fabrik-Phantasien heute erschreckend weit fortgeschritten. Abseits einiger Widerspenstiger dürfte die Fantastik heute vielleicht die naturalistischste Literaturform sein. O, Elbereth!
Tolkien Reread #3 (Böses/marginalisierte Frauenrollen)
Auch das simple Gut/Böse Schema, gewisse rassistische Denkmuster und Tolkiens freundlich gesagt geringes Interesse an Frauen in tragenden Rollen werden ganz gerne auf das Grundgerüst des Epos und die Mythologie zurückgeführt, an denen sich der Autor bediene. Ich sage: all das stammt aus der persönlichen Ideologie des Autors, aus dem bürgerlich-britisch-spätimperialen Weltbild und nicht zuletzt aus dem bürgerlichen Roman. Die griechischen Epen kennen kein Gut und Böse im Sinne einer Dichotomie. Will man den Kampf um Troja auf eine Formel bringen, wäre eine Auseinandersetzung zwischen Dumm und Dümmer noch das passendere Muster. Aber auch die bereits stark christianisierte Edda lässt sich als Kampf zwischen Licht und Schatten nicht begreifen. Ihr Weltbild ist zudem zyklisch. Ja, selbst im Parzival ist das „Böse“, sucht man ein solches, doch das Zaudern des Helden. Und die Frauen? In der Odyssee sind sie als mächtige Zauberinnen, als Helferinnen und als kluge Gutsverwalterinnen präsent, die Göttinnen spielen sowieso auf Augenhöhe mit den Göttern. In der Edda ebenso, nur in der christlichen Ritterepik finden sich gewisse Parallelen zu Tolkiens Randfiguren. Nun mag man sagen, auf dem Schlachtfeld gab es halt durch alle Zeiten wenig Frauen – mit Einschränkungen ist das wohl wahr. Doch spielt HDR die seltenste Zeit auf dem Schlachtfeld. Und vergessen wir nicht, wie viele Charaktere im Herrn der Ringe nach der vom Autor entworfenen Mythologie eigentlich kleinere Götter sind … da hätten die griechischen wie die nordischen Vorbilder doch nun wirklich mehr hergeben als 2 Stichwortgeberinnen und eine als Mann verkleidete Kriegerin.

Nein: wer nach den Vorbildern für Tokiens Geschlechterrollen ebenso wie nach denen für sein Verständnis für Gut und Böse sucht wird wenn im Christentum fündig, vor allem aber im englischsprachigen Gesellschafts- und Abenteuerroman.
Tolkien Reread #4 (Charaktere)
Nicht nur die Frauen, die so selten auftreten, haben kaum Charaktereigenschaften, die mit ihnen fühlen lassen. Auch die im Vordergrund stehenden Helden: Gimli ist vor allem Nicht-Legolas, Legolas Nicht-Gimli, beide definieren sich über die Abneigung gegenüber der Lebensweise des anderen, außer, dass das praktisch direkt nach der ersten Begegnung in sich zusammenfällt. Wohlgemerkt: der Leser beobachtet nicht einen feinen psychologischen Wandlungsprozess, es passiert einfach. Aragorn ist ungefähr so lange noch interessant, wie er Streicher heißt, danach wird er zur generischen Anführerfigur, Gandalf hat immerhin Schrullen. Aber könnte irgendjemand ernsthaft Gandalf den Weißen und Gandalf den Grauen auseinanderhalten, wenn Ersterer nicht als schlechter Tom Wolfe-Lookalike herumlaufen würde? Abseits des Auenlandes gibt es bei Tolkien kaum Charakter oder Charakterentwicklung. Wieder lässt sich das nicht billig mit „Epos!“ begründen (s.o.): Epenhelden sind meist einfache aber klare Charakterbündel. Oft sind sie genau eine Eigenschaft. Die aber richtig. Es gibt aber ein Lesealter, in der ist das Fehlen von Charaktereigenschaften für Romanhelden sehr vorteilhaft: die der Jugend und des Heranwachsens. Helden in Jugendbüchern werden absichtsvoll relativ charakterarm konzipiert, als Fläche für Projektionen. Die „Charakterlosigkeit“ dürfte einen der Gründe des anhaltenden Erfolges Tolkiens bilden, zumal die meisten von uns ihre Zuneigung zu Tolkien ja als Jugendliche entwickelt haben dürften. Das sollte man (looking at you, Shippey) bei späterer Lektüre nicht verdrängen.
Tolkien Reread #5 (Arwen/Frauenrollen 2)
„Manwë hatte seinerzeit verfügt, dass sich Halbelben entscheiden müssen, ob sie ein Leben als Elben und somit unsterblich, oder als Menschen und somit sterblich, leben wollen. Da sich die Zeit des Verweilens der Elben in Mittelerde dem Ende zuneigte und sie auf Schiffen Mittelerde verlassen würden, stand [Arwen] vor dieser schwierigen Entscheidung, und entschied sich für Aragorn, also für ein sterbliches Leben.“
Dass Frauen bei Tolkien freundlich ausgedrückt eine wenig bedeutende Rolle spielen dürfte bekannt sein. (Ich schrieb in dieser Serie bereits darüber – auch darauf, dass sich das nicht aus dem pseudomythischen Setting begründen lässt, wies ich hin).
Aber auch literarisch verweist die Behandlung von Arwen Abendstern auf Tolkiens begrenzte Perspektive. Denn es ist ja nicht nur so, dass Elronds Tochter im Herr der Ringe aus der Handlung weitestgehend raus gehalten wird. Tolkien hat sie gleichzeitig als die Person auserkoren, um die sich die eine Hälfte des einzig ernsthaft tragisch zu nennenden Konfliktes seines Epos drehen soll.
„Darling you got to let me know
Should I stay or should I go? “
Und wie geht Aragorn damit um? Who cares! Man kann ein Dilemma dieser Größe nicht einfach aus dem Hut zaubern, ohne sich vorher um den entscheidenden Charakter in irgendeiner Weise gekümmert zu haben. Penelopes Abweisen der Freier ist interessant, weil Penelope den Leser berührt. Didos Schmerz hat nicht zu Unrecht unter anderem eine Oper inspiriert. Und selbst mit Circe dürfte der geneigte Epenfreund eher mitleiden als mit Arwen, die immerhin zwischen Liebe und (ewigem!) Leben zu wählen hat. Warum? Weil Tolkien Arwen eben nicht literarisch als Charakter in einem Roman behandelt, sondern als eine seiner zigtausend Kopfgeburten in einer Pseudohistorie/Mythologie. Der wichtigste Teil dieser Episode findet im Anhang statt. Im Anhang, verdammt!
Und selbst den klügeren Momenten des Plots macht Tolkiens Arwen noch einen Strich durch die Rechnung. Denn dem Ideal nach beschreibt Arwen genau die Gegenbewegung zu Frodo: Von unsterblich zu sterblich wie der von sterblich zu unsterblich. Nur wird das eben nicht ausgearbeitet. Dem durchaus interessanten transzendentalen Tanz im Herr der Ringe fehlt der Widerpart.
Tolkien Reread #6 (Das Böse 2 – nach Shippey)
Shippey, der sicher einige der tiefsten Studien zu Tolkiens Quellen vorgelegt hat, war hier schon öfter Thema. Als einen der, wenn ich richtig zähle, vier Gründe, warum Tolkien der vielleicht bedeutendste Autor des Jahrhunderts sei, nennt der dessen Behandlung des Bösen: Tolkien habe aufgrund seiner Erfahrungen im Ersten Weltkrieg und der Beobachtungen zum Zweiten das Böse in den Mittelpunkt gestellt, damit stehe er anderen fantastischen Autoren wie Orwell, Golding oder Vonneguth nahe und den Modernisten und „Literati“ entgegen, die sich vor dem Bösen drückten.
Das darf man denke ich durchaus fragwürdig finden: Sicher hat Shippey recht, wenn er Tolkiens Verständnis des Bösen auf den Satz Lord Actons kondensiert: „Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut“. Auch Recht darin, das ein „modernes“ Verständnis des Bösen zu nennen. Das Mittelalter kannte die generelle Machtskepsis so nicht. Aber ist es ein analytisches oder nicht vielmehr ein eskapistisches modernes Verständnis?
Weder zB auf die gesellschaftliche Dynamik, die den Nationalsozialismus ermöglichte, noch auf die manchmal ähnliche, in vielen Dingen aber auch radikal verschiedene, die die Sowjetunion solange festigte, wirft Tolkiens Begriff des Bösen etwa erhellendes Licht – im Gegensatz zum von Shippey verachteten Joyce, der Antisemitismus und Sexismus sezierte, oder Thomas Mann.
Ja, Begriff wäre fast zu viel gesagt: schließt Tolkiens Böses doch potenziell alles ein, fasst damit nichts spezielles – und ist so vielmehr Antibegriff. So wenig ich die oben genannten Orwell, Golding oder Vonneguth zu den bedeutendsten Analysten der Verbrechen des 20. Jahrhunderts hochschreiben möchte: Ihre Projekte sind doch klarer umgrenzt, analysieren parabolisch soziale Interaktionen, die im Kleinen große Katastrophen erst ermöglichen. Tolkiens Böses dagegen kommt von einem gefallenen Engel her, wird von rein dafür herangezüchteten Wesen ohne Sozialstruktur in die Welt getragen und nur hier und da verfallen dem Reiz ein paar verführbare Sterbliche. Das müsste selbst der radikalste Christ unterkomplex finden (Wobei Tolkien inkonsequent bleibt. Lord Actons Satz wäre für den HdR abzuändern: „Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut. Außer gute Macht. Gute Macht ist gut → König Aragorn“.
Shippey mag Recht haben, dass Tolkien aus dem gleichen Schock wie die anderen Genannten seinen literarischen Impuls empfing. Dem Problem des 20. Jahrhunderts aber weicht er konsequent aus, nicht die Modernisten. Sein gutes Recht, aber Shippey liegt hier falsch: Tolkiens Böses ist sicher kein Grund den Autor über die feigen Modernisten zu stellen.

Tolkien Reread #7 (Flügel?)
Ernsthaft beeindruckend ist, welch Literaturwissenschaftliche Akribie auf die Klärung von Unklarheiten im HDR verwandt wird. Die Bombadil-Debatte & die geflügelten Balrogs sind nur 2 herausragende Beispiele. Überhaupt scheint solches Close Reading & Quellenstudium fast nur noch unter Fantasy/SciFi-Fans zu überleben.
Tolkien Reread #8 (Der langweilige Rat)
Kronzeuge, die literarische Qualität des Herr der Ringe zu belegen ist für Shippey Elronds Rat. Dass irgend ein Literaturkritiker dieses Kapitel lesen könnte und NICHT die Virtuosität bemerken, mit der Tolkien vielstimmig zu erzählen fähig sei und die unterschiedlichen Handlungsstränge und Ebenen zu verweben, scheint ihm absolut undenkbar. Sehr ausführlich zählt Shippey die einzelnen Stimmen auf, sowie welche Erzählungen Dritter in diese wiederum eingeflochten würden. Auf die Art der Darbietung geht er allerdings kaum ein, bzw. nur insofern, als dass die unterschiedlichen Sprachebenen (Elrond zB: Ultraarchaisch, Anglo-Saxon Cronicle Style) gelobt werden. Ist Elronds Rat aber wirklich ein Meisterwerk der polyphonen Wortkunst?
Neeee. Den ersten (schwachen) Grund dagegen liefert ein anderes Argument Shippeys, der Tolkien u.a. auch deshalb für relevant erklärt, weil er unzählige Leser berührt und begeistert habe. Die Ratssitzung allerdings wird von einer überwältigenden Masse von Lesern als schrecklich langweilig empfunden, von vielen sogar als das Kapitel beschrieben, wegen dem sie ernsthaft darüber nachdachten, das Buch nicht weiter zu lesen. Und hier stimmen interessanterweise mal akademische Elite und Gelegenheitsleser überein. Ein schlechtes Zeichen für Shippey These.
Aber auch die reine Textanalyse erschüttert die Behauptung von der vollendeten Polyphonie. Tatsächlich zeigt das Kapitel sich als Reihung homophoner Vorträge, allein Gandalf spricht 8 Seiten am Stück. Nichts geht drunter und drüber hier, wie es doch die Situation erwarten ließe, eine jede der auftretenden Stimmen klingt als trage jemand perfekt aus einer Niederschrift vor (warum sich das nicht mit „Epos, EinsElf!!!“ begründen lässt, schrieb ich bereits. „Realismus“ ist auch keine Entschuldigung. Ratssitzungen sind zwar langweilig, aber selten wohlgeordnet).
Übertragen auf die Musik, aus der der Begriff der Polyphonie ja entlehnt ist, wäre das, als führe man sich ein Musikstück zu Gemüte, in dem 5 Minuten immer die gleiche Note gespielt wird, dann 10 Minuten lang eine andere usw. Zugegeben: auch das wäre wohl hochmodern, aber ist es gut?
Tolkien hat mehrfach klargemacht, dass es ihm mit dem Herr der Ringe um Literatur nicht eigentlich zu tun ist. Die Erzählung ist dazu da in die fiktiven Sprachen (zuerst) und die erfundene Welt und deren Mythologie einzuführen. Und kaum einem Kapitel merkt man das so schmerzhaft an wie Elronds Rat. Denn der ist ja eigentlich nichts anderes als nachgeholte Exposition. Hier wird alles, was der Leser über die Ringe wissen sollte, mit einem Mal abgeladen. Das erspart Tolkien die Arbeit, die Geschichte von Mittelerde subtiler mit der Geschichte, die er erzählen möchte, zu verweben, es folgt einmal mehr dem fast pathologischen Drang nach Eindeutigkeit, mit dem Tolkien dazu tendiert das Fantastische bis ins letzte Glied auszuerklären, und es ist eben auch schrecklich ermüdend und literarisch alles andere als überzeugend.
Wenn ich es nötig habe einen Zauberer erstmal alle Hintergründe und Folgen dessen, worüber ich schreibe, ausführlich ausbuchstabieren zu lassen, könnte es sein, dass etwas grundlegend schief gelaufen ist oder ich die Fähigkeiten eines Lesers unterschätze. Das gilt übrigens auch für Dumbledore in Harry Potter, der dort die gleiche anstrengende Funktion des Erklärbären ausübt (arme Zauberer :/ ).

Tolkien Reread #9 (MacBeth)
Nur das hier mal als kurzer Beleg, welch fragwürdiges Verhältnis zu literarischen Texten Shippey an den Tag legt. NATÜRLICH stellt Shakespeare im MacBeth all diese Fragen! Er stellt sie, behaupte ich, sogar sehr viel effektiver als Tolkien, gerade indem er sie eben nicht beantwortet oder irgendwelche Weisen Männer oder Frauen im Text zumindest ein Kompendium der möglichen Antworten vorkauen lässt. Ginge es nach Shippey, Hamlet wäre wohl erst dann ein formvollendetes literarisches Werk, das es mit Tolkien aufnehmen könnte, fiele Gandalf dem Dänenprinzen im berühmten Sein-oder-Nichtsein-Monolog ins Wort: „Die Antwort ist C: Krieg&Frieden. Nächste Frage. Was ist Faul im Staate Dänemark? Die Arbeitslosen. God, I’m on fire!“
Tolkien Reread #10 (Landschaftsbeschreibungen, ellenlange):
Die wirft man Tolkien gern vor, wenn heutige Leser erkunden wollen, warum der Text dann manchmal doch etwas steif sei. Man zeige mir mal so eine „ellenlange“ Landschaftsbeschreibung! Kaum je wird doch einmal etwas tatsächlich über mehr als eine halbe Seite beschrieben, ohne dass jemand dazwischen schwätzt. Ja, nach dem Alten Wald wird eigentlich keine Örtlichkeit mehr wirklich plastisch vor die Augen gestellt (Ok, Mordor vielleicht, dort ist es staubig und düster), weshalb es die Filme auch so leicht hatten alle Bilder zu überlagern. Wo Tolkien tatsächlich beschreibt, liest er sich gut (cf. 1 und 11).
Nein, dass der Herr der Ringe oft steif wirkt liegt an etwas anderem: Der Text ist total gesättigt von Dialogen, die oft aus gegeneinander montierten langen Monologen im altertümlichen Stil bestehen. Nie wieder fügen sich wie im Auenland Gespräche halbwegs organisch in Handlung und Setting ein. Selbst in Moria, das so faszinierend sein könnte, wird das Setting kaum erlebt, etwa sprachlich spürbar gemacht, sondern es wird darüber geredet. Für ein Theaterstück ist der Herr der Ringe aber eindeutig zu lang. Aber selbst für ein Epos ist er zu ausgebreitet. Man hat sich angewöhnt, „episch“ mit lang zu übersetzen, doch selbst die Illias hat letztendlich nur etwa 800.000 Zeichen. Das entspricht etwa einem mittleren Harry-Potter-Roman (400 Seiten).
Tolkien Reread #11 (Hobbit-Exkurs)
„More terrible still are thunder and lightning in the mountains at night, when storms come up from East and West and make war. The lightning splinters on the peaks, and rocks shiver, and great crashes split the air and go rolling in tumbling into every cave and hollow; and darkness is filled with overwhelming noise and sudden light. Bilbo … saw that across the valley the stone-giants were out, and were hurling rocks at one another for a game, and catching them, and tossing them down into the darkness where they smashed among the trees far below, or splintered into little bits with a bang … they could hear the giants guffawing and shouting all over the mountainsides.„

Eigentlich kaum überraschend, dass eine meiner schönsten Erinnerungen aus dem Herr der Ringe in Wahrheit aus dem Hobbit stammt. Wundervoll, wie hier die Beschreibung des Sturmes den Sound des Sturmes aufnimmt, wie die die Giganten beinahe aus der Sprache selbst zu entstehen scheinen und es bis zuletzt unklar bleibt, ob hier eine elaborierte, quasi Wesen gewordene Metapher vorliegt oder ein wirklicher Gigantenkampf stattfindet. Hier (und oft im Hobbit) lässt Tolkien das Fantastische atmen, erstickt es nicht in Nomenklatur und pseudohistorischen Monologen, die jedes Fabelwesen mit einem Stammbaum ausstatten, der besser verbürgt ist als die Ahnenreihen manches Rassehundes in spießigen Kleintierschauen. Der Hobbit (und das Auenland): Da ist die Welt noch für die Geschichte da und nicht andersrum. Und grade deshalb gelingt dort auch einiges, was im Herrn der Ringe versucht wird und misslingt. Etwa der Brückenschlag vom Epos zum Roman des 20. Jahrhunderts. Wie Tolkien den Märchenton immer wieder mal liebevoll mit Stabreimreihen anreichert, ohne dabei übertrieben ernsthaft in ein Imitat des Altenglischen zu verfallen ist zB höchst lesenswert (und wurde später in deutlich ausgefeilterer Weise von Ursula Le Guin im ersten Band der Earthsea-Reihe perfektioniert).
Tolkien Reread #12 („The Scouring of the Shire„)
Shippey, der sich langsam als Nemesis dieser Lektüre herauskristallisiert, lobt das Kapitel „The Scouring of the Shire„. Das zeige, was für ein radikaler Autor Tolkien sei: Keiner, der etwas auf Markt oder Mainstream gebe, hätte doch so etwas an die Haupthandlung angehängt. Das mag sein. Doch obwohl die Masse meist nach dem Mittelmaß strebt ist nicht alles, was der Masse widerspricht, besser als mittelmäßig.
Das Scouring-Kapitel ist tatsächlich schrecklich antiklimatisch, nicht indem es einen geruhsamen Kontrapunkt zum Haupttext setzt, sondern indem es den großen Kampf nochmal auf Kindergartenniveau wiederholt. Dabei wirkt es wie angelegt um alle Schwächen des Vorangegangenen zu offenbaren: wieso fürchten sich gestandene Haudegen plötzlich vor den Hobbits? Was auch immer denen zuvor gelang, nicht ein Mal haben sie den Kampf Mann gegen Mann trainiert oder waren in ihm sogar ernsthaft erfolgreich.
Und wieso überhaupt muss dieser Kampf gefochten werden? Klar, es geht um den „Mut der kleinen Leute“, die Herstellung der alten Ordnung, das ganze Tolkien-Gedöns. Nur: wir wissen aus den Anhängen und aus Andeutungen, dass es mit dem Auenland wie mit dem ganzen Dritten Zeitalter sowieso zu Ende geht, und nach den ganzen Abenteuern in der großen weiten Welt soll ausgerechnet die Einrichtung eines zeitweiligen Hobbitzoos (denn das Auenland wird später ethnisch bereinigt und zum Schutzgebiet, bis es wie alles Fantastische verschwindet) als große Heldentat von Wert gelten?
Und dann wird natürlich wieder die Schwierigkeit Tolkiens, seine Erzählebenen zu versöhnen, augenfällig. Da mischen sich plötzlich lächerlich moderne antikommunistische Töne in die uralte Geschichte, die noch dazu inkonsequent sind. Denn kaum kann es um eine Kritik der Sowjetunion gehen: das Auenland stand immer für England. Wer also sind die „Sharers and Gatherers“ wenn man sie auf die reale Welt überträgt? Wohl doch die Nachkriegswirtschaft der Labourregierung, die die Kriegskosten zu verwalten hatte, nachdem im Krieg unter den Tories (ebenso wie in den Vereinigten Staaten) damals intensiv auf Staatskapitalismus umgestellt wurde. Aus gutem Grund übrigens: Weil nur so die Produktionskapazitäten erreicht werden konnten und gleichzeitig die ganze Nation ins Boot bekommen um den Nationalsozialismus zu schlagen. Es stimmt: Dieser Sieg trug auch im Westen gewisse „sozialistische“ Züge (in dem Sinne, dass der radikale Wirtschaftsliberalismus diesen Sieg nicht gestemmt bekommen hätte, was dann auch in die sozialstaatliche Nachkriegsordung überschwappte) . Darüber sollten Romantiker wie nicht nur Tolkien, die Naturbelassenheit, göttliche Ordnung und lauschige mittelalterliche Marktflecken in eins denken und auf die heutige Zeit übertragen, vielleicht mal ein wenig länger meditieren.
Tolkien Reread #13 (Lob des Schlusses)

Tatsächlich gelungen ist übrigens der Schluss des Herrn der Ringe. Hier fügt sich endlich einmal zusammen, woran Tolkien vorher über 1000 Seiten so spektakulär scheitert: Das flapsig-lustige Dahinleben des Auenlandes und der hohe Stil, den Der Herr der Ringe antizipiert. Die letzten gut zehn Seiten mit Frodos Abschied finden tatsächlich einen Ausgleich zwischen den Welten, der sich auch sprachlich niederschlägt. Das mag mit daran liegen, dass ein Großteil der Edlen Reisegesellschaft einfach einmal die Fresse hält, statt steif seitenlange Monologe auszubreiten. So schlägt der Erzähler einmal feinklingend den „hohen Ton“ an (und nicht mit dem Holzhammer wie sonst), die Hobbits erheben sich vorsichtig in diese Richtung, und Gandalf, der schon immer unter den hohen Charakteren am ehesten fähig war sich herabzulassen und sprachlich aufzutauen baut sozusagen die Brücke. Es ist Spekulation, aber mag sein dass sich hier von der Stimmung das Schriftstellerherz tatsächlich ein wenig erweichen ließ, und so zur Abwechslung einmal Literatur die Führung übernehmen durfte und das hehre Gedankengebäude, das Tolkien ansonsten im HdR so sehr in den Vordergrund drängt, vergessen ließ. Valinor als Andeutung, der Mythos von der Entrückung Artus im Hinterkopf, Frodos Burnout … das ist ein runder Schluss. Romantisch und gefühlig konservativ wie das ganze Buch, aber durchaus lesenswert.
Tolkien Reread #14 (Verteidigung gegen blinde Kritik)
Tolkien ist ein stockkonservativer Autor, bisweilen sogar reaktionär. Das dürfte durch die bisherigen Installationen dieser doch sehr kritischen Reihe deutlich geworden sein. Aber obwohl er auch ein sehr katholischer Autor ist, geht man fehl, liest man den Herr der Ringe als katholisches Propagandawerk. Oder auch nur als Apologie von Krieg und Heldentum, wie es ja nicht nur Gegner gern tun. Um Tolkien einzuordnen sollte man sich vergegenwärtigen, was er tatsächlich wollte und wie viele rückständig wirkende Momente seines Werkes daraus gespeist werden:
Zweierlei nämlich:
Die Rekonstruktion eines Mythengefüges, an dessen frühere Existenz Tolkien womöglich selbst in gewissem Sinne glaubte. Und das Wecken der Lust auf linguistische Archäologie.
Zuvor aber noch kurz zur Stellung der Religion im Werk und zum Krieg: die Religion wird ambivalenter behandelt als es die Kritik nahelegt. Keine Religion in Tolkiens Universum gleicht dem Christentum, weder im Diesseits noch in der Jenseitskonzeption. Die Völker sind seltsam unreligiös, das arbeitet Shippey gut heraus, auch eine Figur wie Frodo, der einige Christus-Züge trägt widerstrebt in anderen Momenten dem Ideal. Zwar trägt der sein Kreuz, doch verweilt er IN der Welt, erst als sie ihn schließlich zu sehr anödet verpisst er sich ins heidnische Elfenreich, das eher Avalon oder Elysion gleicht als einem christlichen Himmel. „Screw you guys, I’m going home“ – nicht sehr christlich.
Der Krieg kommt bei näherem Hinsehen relativ erbärmlich weg. Er schafft es gerade so zum notwendigen Übel, wird aber durch das immer passivere Verhalten Frodos stark konterkariert. Heldenmut erscheint so notwendig wie fruchtlos: die gerade erkämpften Freiheiten sind zum Untergang verdammt, daran lässt der Roman nie einen Zweifel. Die Grundstimmung des Herr der Ringe ist eine zutiefst melancholische: Ja: es macht Sinn zu den Waffen zu greifen, aber nein: im großen Lauf der Dinge bewegt es wahrscheinlich relativ wenig. Und nochmal nein: selbst für die Helden dieser Kämpfe ist die erkämpfte Welt kaum wirklich lebenswert. Dazu passt, dass Tolkien den Namen Frodo einem altnordischen Friedensfürsten entlehnt haben dürfte (vgl. Shippey), der ebenso zu einer Fußnote in der Geschichte der Welt wurde wie Frodo im Herr der Ringe. Schon gegen Ende des Romans wird der ja im Volksmund verfälschend zum Krieger stilisiert, was Sam schrecklich leiden macht.
Aber leugnen lässt sich doch nicht, dass Der Herr der Ringe ein Roman voller Archaismen und Schlachten ist? Das stimmt: und Tolkien ist vielleicht der schlechteste Autor, die vorhandenen Bruchstellen seinen Durchschnittsleser spürbar zu machen. Der ganze Wust und viel vom Reaktionärsten Gewäsch rührt aber sicherlich daher, dass Tolkien sein Werk treu nach den alten Quellen formen wollte, an denen er sich allem Anschein nach mehr als nur bediente. Zwar geht auch Shippey nicht so weit zu behaupten, dass Tolkien wirklich glaubte, das Mittelerde irgendwann einmal existiert habe, aber ganz erwehren kann man sich der Vorstellung nicht. Angesichts der Art und Weise wie Tolkien jedes seiner Wesen und jedes berichtete Ereignis versucht an teils sehr fragmentarische frühmittelalterliche und altnordische Quellen zurück zu knüpfen dürfte die Behauptung der Mythenrekonstruktion mehr als nur elaborierte Herausgeberfiktion sein. Und so spricht Tolkien in Briefen auch öfter von einem ganzen zusammenhängenden Komplex von Geschichten, den man sich früher einmal erzählt habe, und dessen Überbleibsel nur einige unserer Ortsnamen und Seitenbemerkungen in alten Epen und Gedichten seien. Vielleicht glaubte Tolkien nicht, dass sein Mittelerde die richtige systematische Rekonstruktion dieser alten Vorstellungswelten sei, aber zumindest eine mögliche, und dass eine systematische Rekonstruktion zumindest theoretisch möglich sei. (Was ich bekanntlich, s.o. bezweifele – nicht mal wünschenswert scheint sie mir & Teil der fabrikmäßigen Entzauberung des Mythischen).

Schlüssel zu dieser alten Welt soll nun vor allem die Philologie sein, besonders häufig die Etymologie. Und der Herr der Ringe ist auf einer anderen Ebene ein ganzes Romanwerk mit dem Ziel den Leser zu philologischen Betrachtungen anzuregen. Das verrückteste an dieser verrückten Idee ist, dass es gewissermaßen funktioniert hat: wenn auch die Betrachtungen meist werkimmanent bleiben und gerade keine eigenen Forschungen außerhalb des- und gegen das Werk angestellt werden.
Bleibt zu sagen, dass mit solch enger Bindung an vorgestellte Vergangenheit kaum etwas anderes als ein stockonservatives Werk entstehen kann. Zumal Tolkien noch der zusätzlichen Verrücktheit anhing, eine dezidiert britische Mythologie zu schaffen – die reichhaltige keltische, die in die Arthurzyklen einging, wollte er dahingehend nur bedingt anerkennen. Stattdessen sollten für zentrale Ideen hinter Mittelerde zwingend nordische Mythen gefunden werden, quasi der Sieg der Kolonisten nun auch ideengeschichtlich totalisiert werden (das gilt selbst noch für die Elben, die am ehesten an keltische Vorstellung erinnern: auch hier verbürgt Shippey, wie Tolkien etwa den Großteil seiner Dunkel- und Lichtelbenerzählungen entwickelt, um widersprüchliche Passagen der Edda systematisch aufzuklären.
Allerdings bleibt Tolkiens Werk ein konservatives, das sich der Fruchtlosigkeit des Konservierens stets bewusst ist und das Festhalten an Überkommenem gerade nicht fordert, sondern allein das Weinen um das Verlorene anregt. Das ist nun fast schon eine dialektische Regung, allein es hätte einen stärkeren Schriftsteller gebraucht, das aus dem ganzen Kriegerwust herauszuarbeiten.
Tolkien Reread #14.2 (fb – Kommentar zum Obigen)
Man sollte nicht den Fehler machen, sich einzureden, der Herr der Ringe sei misslungen, weil er ein konservativer Text ist. Der Herr der Ringe ist (gemessen am gigantischen eigenen Anspruch) misslungen, weil Tolkien entweder zu wenig gestalterische Kraft oder Zeit aufbrachte seine umfangreichen Mythenschöpfungen in stilisiert epischem Tonfall (Silmarillion u.a.) mit der Erzählwelt der Hobbits glaubhaft zu integrieren. Das führt zu einem Clash of Styles, den ein talentierterer oder der Moderne aufgeschlossenerer Autor vielleicht anders als durch Monologe in Imitation hochmittelalterliche Redeweise aufgelöst hätte. Leitgedanke hier: je weiter entrückt dem Gutbürgerlichen Millieu ein Szenario ist, desto mehr werde ich mich vom Erzählstil Dickens‘ verabschieden müssen. Gerade das Uralte braucht moderne Erzählweisen.
Schon beim Schreiben des Hobbit dürfte Tolkien den gleichen konservativen Vorstellungen angehangen haben, auch im Hobbit geht es am Rande um die Rettung des Etablierten. Dennoch funktioniert der gut als Geschichte, ist ein schöner Märchenroman für Jugendliche und dabei relativ amoralisch.
Tolkiens Projekt ist wahrscheinlich tatsächlich das ambitionierteste literarische Projekt der Moderne, wenn man beachtet was erreicht werden sollte und wie viel Arbeit da drin steckte. Ob es prinzipiell durchführbar gewesen wäre ist fraglich: man hätte wohl entweder den Pseudomythischen Anspruch oder den Anspruch, Massen zu erreichen aufgeben müssen und das wäre bereits eine Absage an den Plan, denn ein Mythos der nicht für die Massen ist, ist kein Mythos.
Tolkien aber fehlte so oder so zumindest im Herrn der Ringe an allen Ecken und Enden die Übersicht, selbst die kleinsten selbstgesteckten Ziele zu erreichen. So WOLLTE Tolkien etwa nun gerade kein geschlechtsreaktionärer Autor sein und schrieb dafür die Figur der Eowyn, die als Mann verkleidet an der Schlacht teilnimmt und die Anerkennung erstreitet, dass Frauen können, was Männer können. Nur ist das auch so wieder eine „taucht auf und verschwindet wieder“ Figur. Ebenso Arwen. Was hätte man aus einer Unsterblichen machen können, die sich für die fehlerhafte Welt entscheidet und BLEIBT. Quasi ein Jesus der sagt: „Nö, hier gefällts mir“. Nur: Dafür muss man das Thema früh anklingen lassen, muss es konsequent durch den Text hindurcharbeiten und zum Finale hin auflösen. Wie schon gesagt: Es wäre die Gegenbewegung zur Bewegung der Hobbits, die sagen: Fuck, lieber ganz raus aus dieser Welt.
Doch genau weil Tolkien die konsequente künstlerische Gestaltung solcher Einfälle nicht interessiert und er lieber wie ein Historiker mit Fußnoten und Anhängen arbeitet scheiterte der Herr der Ringe als Kunstwerk. Das ist lustigerweise wohl zugleich der Grund für seinen Erfolg, weil er erst so zu jener Geschichte mit einfachen Identifikationsmustern werden kann, die er NICHT sein will, aber das ist ein Thema für Ideologie-nicht für Literaturkritik.
Tolkien-Reread #15 (Hobbit-Exkurs 2)

Zwischen den Jahren dann auch endlich einmal diese Hobbitfilme gesehen. Viel besser, als ich es erwartet hätte.
Will man den Hobbit „originalgetreu“ verfilmen, müsste das natürlich ein ganz anderer Film als der Herr der Ringe werden. Eher im quietschbunten Disneystil, mit vielen lustigen Liedern, Geraufe und Gestolpere. Aber: es ist davon auszugehen, dass die Fans einen solchen Film nicht gewollt hätten.
Wenn man das akzeptiert, wurden eigentlich fast durchgehend vernünftige dramaturgische Entscheidungen getroffen. Die Verknüpfung mit dem Aufstieg des Nekromancers (Sauron) bettet die episodische Reise in den größeren Kontext des Ringkrieges ein, die unheilvolle Aufladung des Ringes, die im Film im Gegensatz zum Buch konsequent von Anfang an angelegt wird, wird so glaubhaft mit der Geschichte rückgekoppelt. Auch den Zwergen einen orkischen Gegenspieler zu verschaffen macht zumindest dramaturgisch Sinn, und bereichert das Hintergrundszenario, das zum Herrn der Ringe führt, durchaus. Ebenfalls konsequent, dass die lustigen Elfen des Buches durch die ernsten des Herr der Ringe ersetzt wurden (Und Gollum, großartig: Dieses changieren zwischen vom Ring korrumpiert und sehnsüchtig-kindlich!).
Gelungen ist dank dieser Schachzüge selbst noch der eher lauwarm aufgenommene dritte Film: Indem die Elfen und Zwerge sich zeitweilig feindlich gegenüber stehen, und das glaubhaft vermittelt wird, wird die oft allzu schablonenhafte Aufteilung in Gut und Böse beim real existierenden Tolkien deutlich vielfältiger aufgefächert. Tatsächlich verfilmen die Filme das Buch, das Tolkien womöglich gern geschrieben hätte, und zu dem er über Jahrzehnte immer wieder versuchte den Hobbit umzuarbeiten, ohne freilich damit erfolgreich zu sein (zum Glück: Der Hobbit ist ja doch das beste was Tolkien literarisch gelang, er passte nur eben nicht in das spätere bedeutungsüberfrachtete Mittelerde). Und sie zeichnen ein Universum, wie es Tolkien, wenn man Tom Shippey glauben darf (dazu die anderen Einträge hier), gerne verwirklicht hätte: eines in dem die Antwort auf die Frage nach der Herkunft schlechter Handlungen ohne endgültige Festlegung zwischen ewigem Gut/Böse-Dualismus und individuellen Entscheidungen verortet ist.
Natürlich ist Der Hobbit (Film) dennoch ein manchmal schwer verdauliches Mischwesen. Der bedeutungsschwangere Ton des Pseudoepos und die lustige Reisegesellschaft, sie passen so recht eben nicht zusammen. Nur, das habe ich denke ich ausreichend herausgearbeitet, das ist Tolkiens Grundproblem und vor allem die Achillesverse des Herr der Ringe (Buch!). Wer deshalb die Hobbitfilme ablehnt müsste definitiv auch das gefeierte Buch verwerfen. Und alles in allem gelingt der neueren Trilogie die Aussöhnung durch die Bildsprache ausgesprochen gut: Etwas bunter und überzeichneter als der Herr der Ringe kommt der Hobbit in den leichteren Szenen daher. Die schweren Kontrastieren dazu in ansprechender Düsternis. Besonders eindrucksvoll etwa bei Bilbos Aufstieg in Mirkwood mit dem wundervollen Aufsteigen der Falter und dem idyllischen Panoramablick, während unterhalb die Spinnen beginnen ihr grausiges Werk zu verrichten.
Ein paar Schwächen, die sich nicht auf die Vorlage schieben lassen: Sowohl Schlachtenszenen als auch Fressgelage hätte man locker auf die Hälfte einkürzen können. Radagast ist überflüssig. Und wenn man ansonsten das Kinderbuch in Richtung des reiferen Tolkiens „streamlined“ haben die Goblins in den Nebelbergen natürlich Orks zu sein.
Ansonsten sage ich gerne: diese zweite Trilogie ist viel besser als die erste, die mit dem sklavischen Kleben an ihrer Vorlage sich trotz Kürzungen all deren Längen einhandelt. Der Hobbit funktioniert als Film, UND er funktioniert im Sinne Tolkiens, besser als dessen eigene Werke. Grade die schwere Melancholie, das zwar festhalten Wollen am Alten, wissend, dass es doch dem Untergang geweiht ist, Tolkiens zentrales Anliegen also, kommt dank des zusätzlichen Waldelfenplots sogar hier erstmals (!) tatsächlich rüber.
Tolkien Reread #16 ( Silmarillion)
Zum Silmarillion möchte ich gar nicht mehr viel sagen. Nur das: Es wäre vielleicht besser unveröffentlichter Hintergrund geblieben. Tolkien hätte sich, hätte er sich nicht ständig über gänzlich unliterarische Fragen verzettelt, stattdessen vielleicht mehr Mühe geben können diese Hintergründe in einer Weise in den Herrn der Ringe und andere Mittelerdegeschichten einzugeben, die nicht daraus besteht, dem Leser einfach gigantische Plotbrocken im Stil mittelalterlicher Chroniken hinzukotzen.
Dass Tolkien mit HdR & Silmarillion zumindest gelungen sei, ernsthaft das Interesse an Mythen und das mythische Denken wieder im Alltag heutiger Leser zu verankern glaube ich übrigens nicht. Vielmehr sollte dem distanzierten Blick auffallen, wie sehr Tolkien recht eigentlich die erfolgreiche frühe Speerspitze der Disneyfikation verschiedenster Mythen war. Ich habe schon gezeigt, dass Tolkiens Charaktere, sein Frauenbild, besonders auch sein Verständnis von Gut und Böse tatsächlich einen Rückschritt hinter die Vielfalt der Mythen darstellt, aus denen er schöpfte, besonders beeinflusst durch ein apokalyptisches Christentum. Welch ein Reichtum an sprachlicher Gestaltung, aber auch an ganz unterschiedlichen im Sinne des Wortes wundervollen Geschichten sind Texte wie die Edda, Gawain und der Grüne Ritter, Die Arthurzyklen usw… den Pseudo biblischen Stil, „Und xxx erschlug yyy mit mächtiger Hand bla bla bla“, der neben dem Silmarillion auch die heroischen Passagen des Herr der Ringe prägt, kennen diese Werke kaum. Stattdessen Rhythmus und Melodie, hintersinnigen Witz und die Kunst des Verdichtens und Auslassens! Oh, würde Tolkien letzteres gut tun!
Auch durchzieht eine tiefe Ambivalenz Spiel und Gegenspiel der Protagonisten. Obwohl das Christentum auch hier auf die Form des Mythos einwirkte, glänzen Bösewichter a la Sauron, der doch selbst als Nachbildung Satans noch eher an einen Bond-Bösewicht erinnert, vorteilhaft durch Abwesenheit.
Tolkien Reread #17 (Warum so erfolgreich?)
Zum Schluss ist zwingend noch die Frage nach dem Appeal Tolkiens zu stellen, denn dieser Autor kommt offenkundig an und scheint mehr als viele andere ein auf den ersten Blick geradezu hirnrissig wirkendes akademisches Vorhaben erfolgreich am Massenmarkt platziert zu haben. Wie funktioniert das?
Dass die Behauptung, Tolkien bediene eben einfach niedere Gelüste, Gut, böse, Blut, Boden, einfache Geschichten, identifikatorisches lesen, zu kurz greifen, sollte das Vorangegangene gezeigt haben. Doch das Gegenteil wird nicht wahrer dadurch: Tolkiens Massenappell dürfte kaum wie es Shippey zu glauben scheint tatsächlich in dessen literarischer Meisterschaft fußen oder gar als Beleg dieser gelten (Bohlen hatte auch mal viele Fans).
Ich bevorzuge eine zweistufige Erklärung: Tolkien ermöglicht dem Leser ein Gefühl des den Dingen auf den Grund gehen, ohne dass dabei die Komfortzone, die in diesem Fall durch das Werk abgesteckt wird, verlassen werden muss. Tatsächlich ist der Einstieg in den Herrn der Ringe einfach wie in jede andere Abenteuergeschichte. Hier ist der Appell des Romans der gleiche wie der etwa des Winnetou. Das ermöglichen die sozusagen unserer Zeit entrissenen Hobbits, die flachen Heldencharaktere a la Aragorn, die sich für Projektionen anbieten und das einfache Gut gegen Böse Schema. Wenn das dann hier und da unterlaufen wird geschieht es meist mit einer Subtilität, die unter dem Radar des Lesers fliegt, so dominant ist das Schlachtennarrativ. Die tiefe Melancholie des Sieges, der doch sich wie eine Niederlage anfühlt mag manchem noch gewusst werden, wie sehr Frodo sich mit der Zeit vom gängigen Heldenmuster entfremdet schon eher weniger. QED: Die Verfilmungen. Und wer dann im Herrn der Ringe und den ihn umgebenden Texten tiefer gräbt stößt eben doch wieder nur auf den Herrn der Ringe. Wer beginnt die Fragen des Zauberberges oder auch des Ulysses zu wälzen, wer dort den Verweisen nachgeht, die Geschichten hinter der Geschichte nachliest usw. und so fort stößt auf Fragen, zu denen es sich zu verhalten gilt und die unweigerlich das eigene Selbst aufwühlen und ins Verhältnis zur geschichtlichen Welt setzen. Mit Bezug zu Tolkien bleibt all das Gedankenspiel, über Plattitüden wie „es lohnt sich auch auf verlorenem Posten“ zu kämpfen, oder „Das Böse ist ewig/nein, das Böse ist in jedem von uns“ kommt etwa die moralphilosophische Ebene nicht hinaus. Und all die anderen Fragen, die Tolkien aufwirft, sind in erster Linie innerhalb seines Universums interessant. So gebührt dem Herr der Ringe sicherlich das Verdienst, einige der akribischst geführten literaturwissenschaftlich-hermeneutischen Debatten angestoßen zu haben (cf. haben Balrogs Flügel), aber selten blieb eine Auseinandersetzung mit einem Werk so auf sich selbst beschränkt.
Und das ist, was Der Herr der Ringe so erfolgreich macht. Einfacher Zugang zu einer einfachen Geschichte über Kampf und Heldentum, sowie die Option sich in ungeheuer tiefgehender Weise in die Hintergründe der Geschichte einzugraben. So finden einfache Geister wie Intellektuelle ein Zuhause in Tolkiens Welt. Ohne dass das Werk, im strengen Gegensatz zu der Kunst, mit der Shippey es auf Augenhöhe sehen möchte, je zwingen würde, über den Tellerrand zu schauen.
Tolkien Reread #18 (Zwerge = Juden???)
Ein Vorwurf, gegen die man Tolkien verteidigen muss, obwohl er den Unsinn selbst gestreut hat: Er habe die Zwerge nach jüdischen Stereotypen gebildet. Nein: weder können diese Höhlenbewohner besonders gut mit Geld umgehen noch treffen die anderen Stereotype vom geborenen Intellektuellen über den Brunnenvergifter bis zum Weltverschwörer zu. Die Zwerge sind (im HdR) – übrigens in erster Linie als Kunsthandwerker und Baumeister – an Schätzen interessiert. Das war’s auch schon. Im Hobbit sind 2 (!) Zwerge empfänglich für Korruption durch Reichtum. Wie auch 1 Drache und zahlreiche menschliche Bewohner von Lake-Town.
Wenn überhaupt unterläuft Tolkien das Stereotyp, indem er den Schatzmeister mit Eigenschaften verknüpft, die diesem ansonsten nicht zugeschrieben werden. Die Zwerge sind hart arbeitende, schatzliebende Kunsthandwerker, mehr nicht. Damit zurückgewiesen werden muss auch der gegenläufige Anwurf, Tolkien habe sich in ihnen ein unterwürfiges, weil „genetisch“ bedingtes „Proletariat“ geschaffen. Außer dem Graben in Bergen haben die Zwerge wenig mit abhängigen Arbeitern gemeinsam. Dennoch ist, da gibt’s nichts zu rütteln, Tokiens Völkerkunde inhärent rassistisch. Damit ist er nich allein: Solange Fantasy Fähigkeiten ungleich auf irgendwelche Völker verteilt, wird in so einer Fantasy-Welt Diskriminierung immer eine relativ vernünftige Wahl bleiben: ein Bergwerk wird eben eher von Zwergen gebaut und einen Elben sollte man keinen Laden leiten lassen, wenn er das Konzept „Eigentum“ nicht versteht. Da kann der Autor noch so viel versuchen, Völkerfreundschaft zu stärken: seine Rassen sind eben innerhalb des Werkes materielle Realität. Und das weit verbreitete Bedürfnis, das Wirken des Geldes abzuspalten und zu verkörpern sorgt noch regelmäßig für tatsächlich antisemitisch gezeichnete „Geldrassen“ auch in den freundlichst gemeinten Werken. Die Goblins in Harry Potter etwa. Die sind tatsächlich bis hin zum Erscheinungsbild das komplette ungebrochene Bündel der Bilder der Judenfeindschaft.
Was Tolkien übrigens meinte, als er von Parallelen zwischen Zwergen und Juden sprach war einerseits linguistischer, andererseits historischer Natur. Es sagt vielleicht mehr über die Gesellschaft, dass hier zuerst an Geldgeilheit oder Verschlagenheit gedacht wird. Es geht um die Diaspora, um das Recht auf den eigenen Staat. Wer unbedingt an der Gleichungszwerge = Juden festhalten möchte, der müsste den Hobbit zionistisch lesen. Tatsächlich wurde auch das in den Verfilmungen etwas stärker hervorgehoben. Wie auch die oben genannten Punkte: zum Vorteil der Filme!
Tolkien-Reread #19 (Nervdetails)
Und ganz zuletzt noch ein paar Dinge, die mir auf den Nerv gegangen sind, ohne dass man das Ganze all zu sehr theoretisch unterfüttern müsste.
1) Spinnen: Tolkien schreibt mehrere Szenen, in denen seine Helden in die Fänge von Riesenspinnen geraten. Dieses Szenen sind praktisch austauschbar. Und natürlich müssen diese monströsen Viecher auch alle von Göttern abstammen. Man kann nicht einfach mal ein spannendes Monster gestalten, das nicht Gott oder Engel ist…
2 ) Adler: Ebenso. Die Adler fungieren mehrfach tatsächlich im Wortsinne als Deus ex Machina. Dass man den Ring nicht einfach zum Schicksalsberg geflogen hat störte mich nie, es lassen sich gute Gründe dagegen finden. Aber auch alle Adlerszenen lesen sich praktisch gleich, und wann immer ein Held irgendwo in der Höhe in einer ausweglosen Situation gefangen ist → Abrakadabra: Adler. Natürlich sind auch diese Viecher Götter.
3) Tiere. Bis auf ein paar Vögel und Insekten in einigen Fällen gibt es keine. Boromir hat ein Auerochsen-Horn, aber hat schon mal jemand im Mittelerde Auerochsen gesehen? Ein fb-Freund hat vor kurzem die Frage aufgeworfen, ob Computerspiele ein Grund dafür sein könnten, dass Fantasy-Settings heute so schrecklich durchgeregelt wirken. Aber tatsächlich fühlt sich Mittelerde auch schon wie ein Computerspiel an, eines aus einer Zeit, als die Rechenleistung eben noch nicht ausreichte unbelebte Fauna darzustellen.
4) Mordor: Siehe 3. Mordor wirkt wie eine staubige Straße Richtung Schicksalsberg, auf der hier und da Monster aufpoppen.
4 Kommentare zu „Der Herr der Ringe, seine Schwächen und Stärken. Und Tom Shippeys Fanboy-Monographie.“